Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

DOI Heft:
VI
DOI Artikel:
Böttiger, Carl August: Ueber die sogenannten Karyatiden am Pandroseum und über den Mißbrauch dieser Benennung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0200

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
145

Perieget uns nur mit drei Worten die Eigenthümlichkeit
dieses Jungfrauenreigens angedeutet! Sollten wir irren,
wenn wir die Vermuthung wagen, es habe die Hauptstell
lung der Tänzerinnen im Emporhaltcn eines großem Gefäßes,
Korbes oder Kalathus mit Opfergaben oder Blumen bestan-
den, welche die drei fchlankesten oder erwähltesten Jung-
frauen, zu einer malerischen Gruppe vereinigt, mit den
Händen hoch über den Kopf, der Geberde der Anbetung,
emporhielten, während die andern Jungfrauen im geschlof-
fenen Kreife sich rechts und links anfassend, tanzend den
Ringelreigen um sie schlossen? Irgend eine charakteristische
Stellung mußten diese Tänzerinnen zu Karyä haben, da wir
aus einer Stelle des Plutarch im Leben des Artaxerxes wis-
sen, daß einst der spartanische Feldherr, Klearchos, solche
Karyatiden auf dem geschnittenen Stein seines Siegelrings
abgebildet trug. “) Denn wie hätte man ohne ein solches
unterscheidendes Merkmal in Stellung oder Kleidung sie so-
gleich als Karyatiden erkennen mögen? Und daß sie wenig-
stens mit der einen emporgehobenen Hand etwas unterstüt-
zend vorgestellt wurden, erhellet aus einem uns von Athe-

Winkelmann Mon. inedit. 47. der darin Spartanische Mädchen und
Tänzerinnen am Feste der Diana Karyatiü findet, mit der Hiero-
dulenerklärung von Aoega Lass! Rilievi tav. XX. XXI. p. 121 ff,
sich wohl vereinigen.

11) Klearch trug, wie Ktesias schreibt, einen Siegelring Kapvä-
nbas opjcovfxevai. Plutarch im Artaperres c. XVIII. T.V. p.40Z.
Hutten, vergl. Facius Excerpta e Plutarchi operibus p. 141 f.
Das Ganze gehört wohl in die Klasse von Tänzen, die man in der
alten Orchestik durch Nvpipai bezeichnet (S. Meursius Orchestra
s. v.), wo Diana von ihren Iagdnymphen umtanzt gedacht wird.
Dieß scheint mir aus einer Stelle in Skatiuö Thebaide IV, 224.
RlaudeNtigue habiles Caryae resonare Dianae gefolgert werden
zu können. Die schlankeste Jungfrau stand als Diana in der Mitte,
und schlug als ji^ojtöpos mit den Händen den Tact. Dann hiel-
ten vielleicht alle Tänzerinnen einen Korb über sie in die Höhe.

Amalthea III. Io
 
Annotationen