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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VI
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Böttiger, Carl August: Ueber die sogenannten Karyatiden am Pandroseum und über den Mißbrauch dieser Benennung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0203

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auch ganz entkleidete Iungfrauengruppen gewesen sind?
Denn die Kunst des Praxiteles verherrlichte sich, wie be-
kannt, am meisten im Nackenden schöner Frauenbilder.

Doch dem sei, wie ihm wolle. Zu Vitruvs Zeiten nannte
man auch langbekleidete *8) Frauenstatuen, wie die am
Pandroseum sind, wenn sie statt anderer Säulen da stehen
und Sparrenköpfe und Cornischen (mutulos et coronas)
tragen, auch Karyatiden. Mir scheint indeß, wenn es
erlaubt ist, gegen die von Alters her allgemein angenom-
mene Bezeichnung einen Zweifel laut werden zu lasten, dieß
nur ein Mißbrauch der ursprünglichen Karyatidenform und
Benennung zu seyn. Denn jene karyatischen Tänzerinnen
waren als dorische Mädchen gewiß so leicht bekleidet und
so hoch aufgeschürzt als möglich. '9) Hier aber ist bei
dem, was wir Karyatiden nach dem noch vorhandenen
am Pandroseum nennen, höchstens noch der ganze entblößte
Arm im dorischen Costum. 2°) Nach langer und oft wie-

18) Statuae muliebres stolatae sagt Vitruv I, 1. p. 5. Schneid.
In vollem Anzug, wie es Rohde übersetzt, drückt die Sache
ganz aus. Vitruv spricht als Römer, will aber nur das griechische
isToTiisjxivai ausdrücken, meint aber bloß einen jurwv noötjpqs
mit dem Peplum darüber.

19) S- die Statue der spartanischen Siegerin im Wettlauf, im
Museo Pio - Clementino T. III. rav. 27. mit Vlsconti's Bemerkung
und seiner weiteren Ausführung dieser Tracht. T. III. p. 72 f. Die
oft belobte Stelle in Clemens von Alexandrien Padagogus II, 10.
p. 204. A. Sylb. spricht bestimmt von einer bis über die Knie her-
auf geschürzten leichten Tunika durch das vxkp yow dsro'Xisäai.
Z 0 ega Bass. Ril. T. I. p. 1,7. mißversteht diese Stelle, bloß um
seiner Hierodulen willen.

20) Haben die Canephoren am Pandroseum außer der lang
herabfließenden, großartig gefalteten Tunika auch noch zwei Ober-
gewander? Dieß behauptete Ottf. Müller im letzten Abschnitt
seiner gelehrten Abhandlung Minervae Poliadis sacra et aedes in
arce Minervae p. 42. indem er annimmt, daß diese Frauen unter
 
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