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Böttiger, Carl August [Editor]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VI
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Böttiger, Carl August: Ueber die sogenannten Karyatiden am Pandroseum und über den Mißbrauch dieser Benennung
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0222

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lieh er Reize sehr geschickt. Aber Trägerin war auch sie.
Da sich nun Canephoren und Karyatiden in diesem einzigen
Punkte wirklich begegneten; da man eine durch den persi-
schen Portikus in Sparta wirklich beglaubte Sage von über-
wundenen und dienenden Figuren, die architectonische Massen
unterstützten, sich gern wiederholte, weil sie der griechischen
Eitelkeit schmeichelte; da im peloponnesischen Kriege Karya
wirklich wegen seiner unpatriotischen Gesinnungen zerstört
wurde: so fabelte irgend ein griechischer Sagensammler, daß
auch die berühmte Canephore am Pandroseum eine Karyatide
wäre. Diesem erzählten die Sage jene Gewährsmänner
nach, welchen Vitruv, der so gern mit griechischer Gelehr-
samkeit prunkt, in jener berühmten Stelle im ersten Buche
es wieder abborgt, und selbst für die einer solchen Ueberlie-
ferung schnurstracks entgegenlaufende Herrlichkeit der vollen
Drapirung und Vornehmheit im ganzen Anstand eine Deu-
telei zu finden weiß. Nun müssen selbst die Karyatiden
im Pantheon einen Fronton oder Architrav getragen haben,
da es doch offenbar ganz freistehende Tänzerinnen auf
Säulen waren. Aber noch jetzt dauert diese Verwirrung
fort. Das Wort ist in jenem unstatthaften Sinn in alle
neuere Werke über die Archäologie der Baukunst und in
die neuern Sprachen übergegangen. 29) Dennoch werden
wir künftig, um genau zu seyn, in allen diesen Fallen nur
von Canephoren sprechen können.

29) Warum sprach es Lcssing, dem es doch so nahe lag (Werke
Th. X. S. 366. ff.) nicht schon aus! Um zu sehen, wie die Atlanten
und Telamonenfiguren hier einwirkten, darf man sich nur erinnern,
daß Winckelmann in der farnestschen Sammlung noch eine männliche
Karyatide entdeckt zu haben glaubte, nnd damit vergleichen, wie
Guattani in seinen Notizie per l’anno 1788* P* XLIX. ff., wo
die bekannte Figur des dienenden und Gebälke tragenden Persers ab,
gebildet ist, dieß alles unter einander mischt.
 
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