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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VI
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Böttiger, Carl August: Die Silenus-Lampen, zwei antike Bronzen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0231

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den sie mit Freuden benutzten. Auch die Lampe hat ihre
Mündung/ hat sie sogar doppelt. Da sitzt nun der trunkene
Glatzkopf rittlings auf der Lampe, als sei es ein Schlauch;
umarmt, umklammert sie mit Händen und Füßen, lechzt
nach Traubenfast, wird aber doch nur mit dem Fünftelsaft
der fetten Olive vorlieb nehmen müssen. Eine solche Ver-
wechslung kann nur da begegnen, wo man doppelt sieht,
oder, nach dem altdeutschen Sprichworts, den Himmels-
bogen für den Bauch einer Baßgeige hält. Ohnstreitig gab
es auch Bronzen, wo der trunkne Silen auf dem Boden
sitzend den Schlauch zwischen beiden Schenkeln eingeklemmt
hielt. Alle dergleichen komische Stellungen ahmten die
Steinschneider nach, und so finden wir wirklich im Stoschi-
schen Cabinet einen Agathonyp und Carniol, wo diese Stel-
lung vollkommen wiedergegeben ist. *3) Die Vergleichung
mehrerer bronzenen Lampen, die schon Fortunio Liceto in
seinem, 1651 zu Udine erschienenen, Hauptwerke über die
Grablampen und aus ihm Montfaucon mittheilten, 13 I4) setzen

13) Winckelmann in der Oescriptlou des pierres gravees
du B. de Stosch. p. 257. n. 1479. 8°* Silene accroupi avec une
outre entre ses jambes, qu’il tient aussi de deux mains.

14) Licetus de leconditis antiquorum lucernis und daraus
Montfaucon Antiquite expliquee T. V. P. II. pl. CLXXVI. vergl.
pl. 141. 1Z2. Die Sache erhielt freilich auch noch eine muthwillige
Nebenbedeutung, die man durch eine Lampe beim Licetuö p. 882.
ganz deutlich ausgesprochen findet, vergl. mit p. 1142. und p. 910.
Jedes ausgeführte Kunstwerk erhielt nun bei der unglaublichen Bilder-
lust und Freude an Vervielfältigung auch eine verkleinerte, abgekürzte
Form, wir möchten es eine Kunstabbreviatur nennen. So scheint
es nicht unwahrscheinlich, daß eine große Zahl noch vorhandener
Lampen in gebrannter Erde, wo das ganze Lämpchen einen Sile-
nuskopf darstellt, dessen weitgeöffneter Mund die Lampendille bildet,
die Deffnung zum Oeleinträufeln aber oben auf der Glatze angebracht
ist, G- B. bei Licetus VI, 76. p.975. in D'Aginco urt's Recueil
des fragmens en terre cuite pl. XXVII, 2.) auf diese Weise entstand.
 
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