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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VII
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Müller, Karl Otfried: Nachrichten über einige Antiken-Sammlungen in England: (Aus den Tagebüchern des Prof. Ottfr. Müller in Göttingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0305

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249

das Gewand gewickelten Armen nicht verkennen kann. Daß
auf diese Weise zwei Musen doppelt da sind, und zwei
andre dafür fehlen, ist bei einer Composition eines spä-
tem Zeitalters nicht zu verwundern, zu der der Künstler
aus frühem von Figuren zusammenlas, was seinem Ge-
schmacke am meisten zusagte, ohne weiter viel nach der
Bedeutung derselben zu fragen.

Ich breche hier ab, obgleich die Sammlung noch manche
gute Statue, manche vorzügliche Büste und ein und das
andre interessante Basrelief besitzt. Nur erwähne ich noch
einen Stuhl aus Marmor, der aus irgend einem Tempel
des Apollon herzustammen scheint. Denn an der Lehne
sieht man in halberhobner Arbeit, die auf das zierlichste
und sauberste ist, eine Schlange nebst einem Bogen und
einem Köcher mit breitem schönverziertem Bande; über
dem Sitze liegt ein Mantel aus starkem Zeuge mit langen
und feinen Frangen an beiden Seiten; die Füße haben
am obern Ende über der Fläche des Sitzes Greifsköpfe
und enden unten in Greifsklauen. Das Ganze ist unge-
mein wohl erhalten; und daß es antik sei, bezweifelte ich
wenigstens nicht als ich es sah.

Ohne uns an irgend eine lokale Ordnung zu knüpfen,
gehn wir unmittelbar zu einer Sammlung über, die zwar
nicht an Pracht der Aufstellung, denn sie ist in viele Zim-
mer vertheilt, und nicht alle Stücke derselben stehn günstig,
aber an Zahl werthvoller und merkwürdiger Gegenstände
der Landsdown'fchen gleichkommt, oder sie noch übertrifft.
Es ist dieß die Sammlung des Earls von Egremont
zu Petworth in der Grafschaft Sussex, die ursprünglich
ein Architekt Brettingham für den Herzog von Sommerset
zufammenbrachte. Ich konnte von der Zeit gedrängt nur
einige Stunden darin verweilen, ohne daß mir irgend ein
Catalog zur Hand war und die Haushälterin, der gewöhn-
liche Mystagog der Kunstfchätze Englands, irgend eine
Auskunft gewähren konnte; doch wurde es mir bei eifrigem
Gebrauche von Auge und Hand möglich, von 76 Stücken
derselben Notizen, zum Theil ziemlich ausführliche, auf das
 
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