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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VII
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Müller, Karl Otfried: Nachrichten über einige Antiken-Sammlungen in England: (Aus den Tagebüchern des Prof. Ottfr. Müller in Göttingen)
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0309
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gerade Haltung, so daß er von der linken angesehn, aufrecht
erscheint. Das Gesicht hat runde und volle Formen; um
Augen und Mund schwebt ein eigner schwermüthiger Zug.
Das Haar ist von einer Mittellinie, die vom Scheitel zur
Stirn führt, auseinander gestrichen. Auch der Hals hat
eine gewisse weiche Fülle, die gleichmäßig über alle Körper-
formen verbreitet ist. Ich glaube schwerlich, daß ein kun-
diger Beschauer während der Betrachtung der Statue an
Apollon denken kann, obgleich dafür allerdings das Symbol
der den Baumstamm umwindenden Schlange angeführt wer-
den kann, von der nur der geringere Lheil ergänzt ist.
Doch, denk' ich, ist der Charakter und Ausdruck des Ge-
summten ein wichtigeres Merkmal als das einzelne Symbol.
Es ist merkwürdig, daß eine sehr ähnliche Figur sich noch
in einer andern Sammlung Englands, bei Thomas Hope
Lscsuire zu London findet. Auch diese ist colossal, lehnt
sich zur Rechten auf einen Baumstamm, und hat einen ganz
Vacchischen Charakter, wozu auch der trübe, unsichre Blick
gehört. Nur haben die Wangen etwas Mattes, Welkes
und Unedles in der Form, was mehr bei den höhern Gat-
tungen der Satyrn gefunden wird als bei dem Gotte selbst.
Das Haar ist dagegen gerade so angeordnet wie bei der
Statue des Lord Egremont mit einer Mittelfurche von Schei-
tel zu Stirn. Unter dem aufgelehnten Arme des Gottes,
in geringer Entfernung von dem Baumstamme, steht die
zarte Figur eines Knaben von fünfzehn oder sechszehn Jah-
ren , in bedeutend kleineren Verhältnissen als die Hauptfi-
gur, der sie nur bis an den Nabel reicht, in gerader ruhiger
Stellung. Der Kopf desselben ist neu, das Uebrige alt,
aber ob es ursprünglich und von jeher zur Gruppe gehört hat,
möchte ich nicht mit Bestimmtheit versichern. Wenn dieß
der Fall, so ist es der junge Mundschenk des Bacchus, für
den die Mythologie so viele Namen hat. So viel über diese
eigenthümliche Darstellung des Bacchus. Wir fahren in
der Beschreibung der Egremontschen Sammlung fort. Ein
Satyr in der Stellung des Capitolinischen, den man für
eine Nachbildung des TTE^ißo^rog von Praxiteles zu halten
 
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