Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

DOI Heft:
VII
DOI Artikel:
Müller, Karl Otfried: Nachrichten über einige Antiken-Sammlungen in England: (Aus den Tagebüchern des Prof. Ottfr. Müller in Göttingen)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0314

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
258

er es gethan; indeß müssen wir es hier wohl noch bei einer
ganz negativen Behandlung der Sache bewenden lassen.

Ein Werk voll Kraft und Energie, Größe und Erha-
benheit ist der Heroskopf, von dem die Specimens PL
14. eine wvhlgerathene Abbildung geben. Es ist merkwür-
dig , daß Payne Knight in ihm richtig einen Ajax erkannt,
und aus der Mischung von feindseligem Trotz und mitleidi-
gem Schmerz die Darstellung einer Vertheidigung eines
Freundes errathen, aber dessen ungeachtet nicht bemerkt hat,
daß der Kopf zu der herrlichen Gruppe des Ajax oder Mene-
laos und Patroklos gehört, die in der alten Welt mehrmals
existirt haben muß, jetzt aber vielleicht nirgends so in ur-
sprünglicher Schönheit und Größe erkannt werden kann, als
in dem Mengsischen Gypsabgusse zu Dresden. Besonders
muß man, um dieß Ergebniß zu gewinnen, den in der
Villa üaäriani zu Tivoli gefundenen Kopf (Visconti Pio-
Cl. T. 6. t. iZ.) vergleichen, der mit dem unfern in allen
Hauptsachen ziemlich genau übereinstimmt.

Den Venuskopf, den die Spec. PL 45. und 46.
geben, stellt der Text nach unserem Dafürhalten zu hoch;
die Umrisse haben allerdings mehr Weichheit und Rundung
als bei der Medizeischen Statue, doch möchte es noch bei
weitem schönere Köpfe der Göttin geben. Eine weibliche
Büste im Kostüm der Minerva, den Kopf bedeckt
mit einem anliegenden Helm, dessen Schirm nach Art eines
Diadems emporsteht, und auf der Brust eine rundlich zuge-
schnittene Aegis, ist deswegen merkwürdig, weil sie der In-
dividualität der Züge nach für ein Portrait zu halten ist.
Den Kopf, den ich in den Specimens PL 2 8. als einen
androgynen Apollon dargestellt finde, — ein Phantom, das
Payne Knight in jedem Winkel des Alterthums aufjagt —
habe ich für einen Bacchus angesehen. Die Züge des
Gesichts sind von einer sanften Weichheit, der Mund lächelt.
Mit den reichen und wuchernden Locken des Hauptes, die
sehr sorgfältig ausgeführt sind, contrastiren die steifen lan-
gen Flechten, die auf die Schultern fallen — wie in dem
Werke überhaupt Nachahmung des alten Styls mit freierem
 
Annotationen