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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VII
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Sillig, Julius: Beiträge zu einer kritischen Geschichte der griechischen Künstler: mit besonderer Berücksichtigung der in der Königlichen Bibliothek in Paris befindlichen Handschriften der Naturgeschichte des Plinius
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0358
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3oi

zu Thespiä stand. Ohne nun die Undeutlichkeit in Erwä-
gung zu ziehen, die die ganze Stelle durch Lessings Aende-
rung erhalt, frage ich nur, wie sich dann die gleich darauf
folgenden Worte des Plinius erklären lassen: ejusdem
(Praxitelis) et alter nudus in Pario, colonia Propon-
tidis, da alter anzeigt, daß Plinius vorher nur einen
habe erwähnen wollen, nämlich den, der nach seiner Mei-
nung früher zu Thespiä stand, dann aber in die Gewalt des
Hejus und Verres kam. Wir müssen uns daher nach einer
andern Deutung der Worte des Plinius umthun, wozu aber
eine genaue Vergegenwärtigung des ganzen Praxitelischen
Erotencyklus nöthig ist, über den Lessing nicht im Klaren
war. Die Geschichte giebt uns nur von zwei Bildsäulen
des Cupido Nachricht, die Praxiteles verfertigt hatte. Die
berühmteste war die, welche er der schönen Phryne schenkte,
die sie dann nach Thespiä weihte. (Vergl. Cic. Verr. IV.
2. §. 4- Idem opinor artifex (Praxiteles) ejusdem-
modi Cupidinem fecit illum, qui estThespiis, propter
quem Thespiae visuntur.) Der zweite war der, welcher
nach Parium am Propontis kam, und von dessen Schicksa-
len uns durchaus gar nichts bekannt ist. Von andern Ero-
tenbildern des Praxiteles wissen wir nichts, und wenn
daher Lessing, (S. 261.) dem Meyer in der Kunstge-
schichte II. 106. beitritt, vier oder wenigstens drei solche
Bildsäulen aufzählt, so dürfte dieß Verfahren sich vielleicht
als etwas zu gewagt erweisen lassen, zumal da die Unhalt-
barkeit seiner Gründe durch das oben erinnerte dargethan
scheint. Um nämlich zuerst alles das zusammenzustellen,
was uns von dem berühmtesten der beiden Erotenbilder des
Praxiteles, dem Thespischen, bekannt ist, so muß ich kurz
wiederholen, daß diese Bildsäule zu der Zeit des Cicero noch in
Thespiä stand, der von ihr als einer vorhandnen Merkwürdig-
keit jenes Orts spricht, woraus sich also auf der Stelle der ge-
waltige Zrrthum des Plinius ergiebt, der von ihr sagt: Ejus-
dem est — objectus a Cicerone Verri, ille propter
quem Thespiae visebantur. Dieser Thespische kam erst
 
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