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Böttiger, Carl August [Hrsg.]
Amalthea oder Museum der Kunstmythologie und bildlichen Alterthumskunde — 3.1825

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VII
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Böttiger, Carl August: Archäologische Korrespondenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0369

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heste Zeit der griechischen Kunst gehören müßten. Sie har
den, sagt er, die ganze rohe Unbehilflichkeit der frühesten
Kunstversuche. Die Figuren sind plump und ungestaltet
(tozze), ohne richtige Bewegung und in gezwungener Stclr
lung; die Umrisse entfernen sich wenig von dem Geradlinig-
ten; Muskeln kaum angedeutet; das Oval der Köpfe ver-
engt sich immer mehr zum Kinn hinab; die in Locken und
Strippen geformten Haare drehen sich spiralförmig; der
Schnitt der Augen senkt sich nach unten zu, wie der der
Mundwinkel. Doch ist die Zeichnung nicht ganz incorrect
und verrath schon einige Kenntniß der Anatomie. Auch die
Eruppirung ist nicht schlecht und nicht ohne Ausdruck, ob-
gleich alles nur auf Einer Linie steht. Man kann also doch
schon den Keim des Bessern daran entdecken. Besonders
zeichnen sich die Pferde aus, die mit den Beschreibungen in
Tenophons Pferdebuch verglichen werden können. Die ganzen
Flächen der Sculpturen waren roth angemalt und auf den
Augenwimpern, den Augen und Lippen entdeckte man noch
die Spuren der naturgemäßen Färbung. Pisani vergleicht
nun diesen Styl mit dem Etruskischen oder alten Sicilischen,
Zoo Jahre vor der Colonisation durch die Griechen. (!)
Nur an die Phönizier will er dabei nicht gedacht wissen,
weil ja die Selinuntier schon ein mächtiger Staat waren,
als sich die Karthager mit den Segestanern verbanden. Aus
einer weit spätem Zeit stammen die Bildwerke an den Trüm-
mern der Pileri. Sie ähneln den Aeginetischen Bildwer-
ken (?) und sind also unbestritten von griechischen Mei-
stern. Die Zeichnung ist correct, die Köpfe anmu-

thig, die Formen in fließender Rundung, die Bewegung
einfach und natürlich, die Falten verständig gelegt, Schat-
ten und Licht ist meisterhaft ausgespart. Die Figuren sind
vom höchsten Relief und berühren die Bodenfläche nur in
einzelnen Punkten; ein sicherer Beweis, daß man damals
schon in den großen und hohen Styl eingeschritten war.
Die das Werkchen begleitenden 5 Kupferstiche sind so flach
und mangelhaft, daß sich höchstens eine allgemeine Idee
daraus schöpfen, aber über Arbeit und Styl nicht das
 
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