DOI Heft:
VII
DOI Artikel:Böttiger, Carl August: Archäologische Korrespondenz
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.9753#0440
283
II.
Aus Frankreich.
Paris im Februar 1325.
— Die Nachrichten, die Sie von mir über den jetzigen
Zustand der philologischen und archäologischen Studien in
Frankreich, d. h. in Paris wissen wollen, werden wahr-
scheinlich nicht so reich ausfallen, als Sie es wünschen.
Lheils verhindert dieß mein weniger Umgang mit den hiesi-
gen Philologen, die für Fremde fast unzugänglich sind, wie
dieß namentlich mit dem vortrefflichen Boissonade der
Fall ist; theils der Mangel des Stoffes selbst, indem Phi-
lologie hier weit weniger als in England und namentlich in
Deutschland ins Leben tritt, und nur sehr wenige sich zu
einer wissenschaftlichen Behandlung der Philologie erheben
können, wahrend der große Haufe mit sogenannter ästheti-
scher Erklärung der Klassiker sich beschäftigend, alles ernstere
Studium niederdrückt, und durch seine Ungründlichkeit und
die mit ihr allemal in traulichem Vereine gehende Anmaß-
lichkeit sich und die von ihm entweihte Wissenschaft verächt-
lich macht. Ich brauche nicht erst hinzuzufügen, daß dieß
vorzüglich von Lem aire gilt, der, wie neulich einer mei-
ner Freunde sehr witzig sagte, fortfährt, seine lateinischen
auewi'68 abzuschlachten, und durch das einträgliche Metz-
gerhandwerk täglich fetter wird. Was nun die eigentliche
Archäologie betrifft, so ist allerdings darin in der letzten
Zeit manches geschehen, was der Beachtung werth ist, und
wovon Sie längst Nachricht haben werden. Aber auch hier
verläugnet sich die französische Leichtfertigkeit nicht. So hat
der jüngere Champollion, bekannt durch seinen Precis du
Systeme hieroglyphique des anciens /Egyptiens ein
Kupferwerk angefangen herauszugeben unter dem Titel:
Pantheon Egyptien , Collection des personnages my-
II.
Aus Frankreich.
Paris im Februar 1325.
— Die Nachrichten, die Sie von mir über den jetzigen
Zustand der philologischen und archäologischen Studien in
Frankreich, d. h. in Paris wissen wollen, werden wahr-
scheinlich nicht so reich ausfallen, als Sie es wünschen.
Lheils verhindert dieß mein weniger Umgang mit den hiesi-
gen Philologen, die für Fremde fast unzugänglich sind, wie
dieß namentlich mit dem vortrefflichen Boissonade der
Fall ist; theils der Mangel des Stoffes selbst, indem Phi-
lologie hier weit weniger als in England und namentlich in
Deutschland ins Leben tritt, und nur sehr wenige sich zu
einer wissenschaftlichen Behandlung der Philologie erheben
können, wahrend der große Haufe mit sogenannter ästheti-
scher Erklärung der Klassiker sich beschäftigend, alles ernstere
Studium niederdrückt, und durch seine Ungründlichkeit und
die mit ihr allemal in traulichem Vereine gehende Anmaß-
lichkeit sich und die von ihm entweihte Wissenschaft verächt-
lich macht. Ich brauche nicht erst hinzuzufügen, daß dieß
vorzüglich von Lem aire gilt, der, wie neulich einer mei-
ner Freunde sehr witzig sagte, fortfährt, seine lateinischen
auewi'68 abzuschlachten, und durch das einträgliche Metz-
gerhandwerk täglich fetter wird. Was nun die eigentliche
Archäologie betrifft, so ist allerdings darin in der letzten
Zeit manches geschehen, was der Beachtung werth ist, und
wovon Sie längst Nachricht haben werden. Aber auch hier
verläugnet sich die französische Leichtfertigkeit nicht. So hat
der jüngere Champollion, bekannt durch seinen Precis du
Systeme hieroglyphique des anciens /Egyptiens ein
Kupferwerk angefangen herauszugeben unter dem Titel:
Pantheon Egyptien , Collection des personnages my-