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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0010
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Betrachten wir jedoch diese letztere zunächst für sich. Pausanias
sagt, auf der betreffenden Basis sei dargestellt gewesen: Movoa xal
MaQovag av).s>v. Abgesehen nun davon, dass man niemals wird annehmen
mögen, dass sich an einer Basis für drei Statuen ein Relief von nur
zwei Figuren befunden habe, ist eine Zusammenstellung einerMuse
mit dem flötenden Marsyas ganz sinnlos. Hier muss das Versehen
eines Abschreibers oder eine grosse Flüchtigkeit des Pausanias selbst
vorliegen. Fougeres hat das erstere angenommen und setzt voraus,
im Texte habe ursprünglich gestanden: Movoai xal MaQovag aiXäv. Das
ist sehr wohl möglich und hat mit Recht viel Beifall gefunden.
Immerhin müssen wir aber auch jetzt noch dem Pausanias eine grosse
Unbestimmtheit in der Beschreibung schuld geben, denn eine antike
Darstellung, nur aus Musen und Marsyas bestehend, ist von vorn-
herein undenkbar.

Man muss auch bei dieser Schreibung noch voraussetzen, dass die
übrigen Hauptpersonen jenes Mythus, Apoll und der Schleifer, aus
irgend einem Grunde stillschweigend übergangen seien. Diesen
Grund scheinen uns nun in der That die gefundenen Platten zu ver-
raten. Wir werden allerdings später sehen, dass uns die eine zu der
Basis gehörige Platte fehlt, dass die fehlende indes das Bild nicht
wesentlich hat verändern können.

Zwei von den Platten sind mit den Gestalten von je drei Musen
besetzt, welche bis auf die eine, welche die Kithara emporhält, voll-
ständig ruhig und ohne Handlung nebeneinander stehen. Auf der
dritten Platte sehen wir Apoll, ebenfalls vollkommen ruhig, den
Skythen, dessen Messer kaum zu erkennen ist, und endlich den
flötenden Marsyas, eine prächtig bewegte, ausdrucksvolle Figur, die
einzige, welche einem flüchtigen Besucher sofort einen bestimmten
Eindruck hinterlassen musste. Und so erging es augenscheinlich
Pausanias; dabei begegnete ihm vielleicht noch eine Verwechselung,
welche sich — allerdings unter dem Eindruck seiner Worte — bei
den gelehrten Entdeckern der Reliefs wiederholt hat: er nahm den
vollgebildeten Apoll im weibischen Musagetengewande und mit langen
Locken für eine Muse, überging den unbedeutenden Skythen — er
konnte denselben leicht für Olympos, den Schüler des Marsyas halten —
und berichtete: kü T,r, ßäOQo> Movoai xal Magavas aiX&r. Es ist, wie wir gleich
sehen werden, unstatthaft, die Marsyasplatte allein auf der Vorderseite
der Basis anzunehmen. In diesem Falle könnten wir ruhig bei Movoa
stehen bleiben.
 
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