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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0011
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— 9 —

So dürfte sich ohne Schwierigkeit die scheinbare Incongruenz
zwischen Überlieferung und Bildwerk lösen.

Zur Restauration der Basis sind bisher zwei Vorschläge gemacht
worden: von Fougeres, der sich dieselbe quadratisch denkt, an den
Ecken Pilaster, und von Waldstein (a. a. O. T. I), dem sich Overbeck
in seiner griechischen Plastik angeschlossen hat.

Beide Vorschläge erledigen sich durch bestimmte Indizien an den
Platten selbst, bei deren Beobachtung mich Prof. Dörpfeld gütig
unterstützt hat.

Alle drei Platten sind an der linken Schmalseite glatt abgeschnitten
und haben ebendort unten ein senkrechtes Dübelloch, um den vom
Boden emporstehenden Dübel aufzunehmen. Alle stiessen also hier
an eine weitere Platte an. Ebenso zeigen die beiden Musenplatten
an ihrer rechten Schmalseite glatte Anschlussfläche. Anders die
Marsyasplatte. Bei dieser springt an der rechten Schmalseite oben
und unten, in der vollen Breite der Profile, der Marmor vor und ist
in roher Weise abgearbeitet. Die glatte Fläche dazwischen verläuft
nicht in einer ganz geraden Ebene, sondern tritt nach unten in einer
leichten Kurve vor. Jedenfalls also schloss hier keine glatte Fläche
an, und wir können deshalb keine der beiden Musenplatten an diese
Schmalseite anfügen. Vielmehr ist ersichtlich, dass beide Profile hier
ursprünglich von der Vorderseite auf die Schmalseite umbogen und
erst barbarisch abgeschlagen wurden, als die Platte sich in den Fuss-
boden der Kirche fügen musste. Betrachtet man nun die Rückseite
dieser Platte, so sieht man, dass fast die ganze Fläche eingepickt ist;
nur an dem oberen und dem linken Rande, also an der Seite, w< >
die Profile umbogen, findet sich ein Streifen glatter Anschlussfläche
von 6—7 cm Breite, d. h. von der Dicke einer Platte. Die anderen
Platten zeigen nur am oberen Rande einen glatten Streifen.

Wir müssen demnach die Marsyasplatte an die rechte Vorderecke
der Basis setzen; oben stiess eine horizontale Deckplatte, rechts hinten
im rechten Winkel eine weitere Reliefplatte an. Für die Bestimmung
der Stelle, an der sich die beiden Musen platten befanden, sind nun
zwei weitere Beobachtungen von Wichtigkeit. Betrachtet man nämlich
die unteren Profile der drei Platten genau, so erkennt man, dass das-
jenige der Marsyasplatte etwas anders gearbeitet ist, als das der beiden
Muscnplatten. Die obere spitze Kante springt hier weiter vor, und
die Hohlkehle darunter ist stärker vertieft, so dass der Schatten hier weit
 
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