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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0024
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— 22 —

Die Beobachtung ist richtig; wenn man indessen dieser klaren
und einfachen Disposition des Chiton weiter nachgeht, so findet sich,
dass dieselbe keineswegs von Praxiteles, sondern, soweit meine Kenntnis
reicht, von Phidias erfunden ist. Denn in ihrem einfachsten Stadium
ist sie schon bei der Parthenos vorhanden und demnächst wieder
bei der Eirene des Kephisodot. Überall dieselbe klare Teilung der
gleich arrangierten Faltenmassen durch tiefere Einschnitte: eine Partie
aussen neben dem Standbein, eine vor demselben, unten auf den Fuss
aufstossend, eine zwischen den Beinen, dann das Spielbein mit Steil-
falte und einer von hinten vorschlagenden Falte, auf der sich der
Kontur des Beines abzeichnet. Die gleiche Disposition findet sich
auch bei der Artemis des Braccio nuovo (Heibig, Führer no. 20 und
dazu Beschreib, der ant. Skulp. in Berlin, p. 529, no. 60 a), welche man
wohl nur deshalb immer für eine jüngere Umbildung der Parthenos
gehalten hat (so noch Furtvvängler a. a. O. p. 88, Anm. 5); vielmehr
ist dieselbe eine ganz selbständige Schöpfung des praxitelischen Kreises.
Reiht man die genannten Werke folgendermassen aneinander: Parthenos,
Eirene, Muse, Artemis im Braccio nuovo, Dresdener Artemis, so cr-
giebt sich eine continuierliche Entwickelung, in der sich die allgemeine
Anlage gleichbleibt und nur die Einzelheiten verändern. Am weitesten
gelockert und entwickelt ist aber das Gewand der Dresdener Artemis.

Es ist dies eines der vielen Beispiele, an dem wir erkennen, wie
stark auch in solchen Einzelheiten die Tradition in der griechischen
Kunst geherrscht hat; eine Kunst, welche sich alle Formen erst
schaffen, alles Neue erst erobern muss, weiss das Überkommene zu
schätzen.

Während ich also der oben citierten Beobachtung Furtwänglers be-
dingt beistimmen kann, muss ich seiner weiteren Folgerung widersprechen,
dass nämlich die Figur mit den Basisreliefs etwa gleichzeitig sei; zudem
glaube ich, sowohl ihren Aufstellungsort, wie auch ihre Entstehungs-
zeit genau feststellen zu können.

Es giebt pergamenische Münzen aus römischer Zeit, auf denen zum
Zeichen der Verbindung beider Städte der Asklepios von Pergamon
und die Artemis von Ephesos nebeneinander gestellt sind; so
z. B. abgebildet bei Imhoof-Blumer, griech. Münzen T. VIII, 12.x) Hier
steht neben dem Gotte die berühmte altertümliche Artemis. Einmal aber,
auf einer unter Comodus geprägten Münze (a. a. O. T. VII, 10), er-

:gl. hiezu Drexler in der Zeitschr. f. Numiim. XIII, pag. 292.
 
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