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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0027
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IV.

Die dritte Muse dieser Platte, welche mit der Rechten die Kithara
hoch erhebt, um sie ihrer Nachbarin zu reichen, stimmt in den meisten
Motiven des Gewandes so merkwürdig mit dieser letzteren überein,
dass wir den Eindruck gewinnen, als sei der erfindende Künstler wohl
schon zu einem selbständigen, im Gegensatz zur Vergangenheit
stehenden Stile durchgedrungen, als beherrsche er denselben aber noch
nicht lange genug, um bei der vorliegenden Aufgabe die nöthige
Abwechselung in die dargestellten Typen zu bringen. Ganz ab-
weichend ist nur der obere Teil der Figur, und hier offenbart sich
eine Neigung zu künstlicher Drapierung, wie sie uns bei der nächstdem
zu besprechenden Muse noch auffallender entgegentreten wird.

Das Himation ist ähnlich gelegt wie bei der vorigen Figur, nur
ist der um die Hüften geschlungene Teil über den linken Unterarm
geworfen, so dass auch die linke Hand von dem Gewände verhüllt
wird. Diese rafft nun ihrerseits das Himation mit den Fingern in die
Hohe; andrerseits ist ein Teil unter dem horizontalen Wulst nach
oben durchgezogen und überspannt hier die rechte Brust. Dadurch
entstehen in dem herabhängenden Teil des Mantels wieder ganz die-
selben Faltenzüge wie bei der vorher besprochenen Muse. Auch hier
dient das äusserst künstliche Arrangement nicht allein dem Zwecke
der Mannigfaltigkeit, als vielmehr dem weiteren, den Körper trotz dieser
Mannigfaltigkeit klar zur Geltung kommen zu lassen.

Während wir die Besprechung des Oberkörpers unserer Figur
besser mit der Behandlung der nächsten Muse verbinden, wenden
wir unsere Aufmerksamkeit zunächst den Motiven des Unterkörpers
zu, denn diese müssen, wie man aus ihrer Wiederholung schliessen
darf, in dem Kreise des Praxiteles besonders beliebt gewesen sein,
und in der That finden sich dieselben fast ganz wie hier an einer im
ganzen Altertum äusserst geschätzten und oft wiederholten Frauen-
figur, welche man auch sonst wohl zweifelnd dem Praxiteles zuge-
 
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