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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0029
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Abb. 8. Kopf der grossen Herculanenseiin.

Über den Kopf der Her-
culanenserin selbst herrschte
vielfach bisher die Meinung,
derselbe gebe keinen reinen
Ideal-Typus wieder, sondern
sei porträthaft umgestaltet.
Ich gestehe, dass ich diese
Ansicht lediglich für einen
Nachklang jener alten An-
nahme halte, welche in den
beiden Herculanenserinnen
Angehörige der pompejan-
ischen Familie der Balbi er-
kennen wollte. Der Kopf
erscheint mir vielmehr ebenso
rein ideal wie die anderen
Vertreter desselben Typus;
er zeigt zudem nicht nur ein

echt praxitelisches Sentiment, sondern auch deutlich praxitelische Einzel-
formen, so dass ich nicht daran zweifle, dass wir hier die genaue
Copie nach einem Werke unseres Meisters vor uns haben. Zur näheren
Anschauung mag die besondere Abbildung des Kopfes dienen (no. 8),
deren Vorlage ich der Liebenswürdigkeit P. Herrmanns in Dresden
verdanke. Man beachte besonders die Augen, die Zeichnung der Lider
und der Brauen, die Modellierung des Mundes und der Wangen um
Mund und Nase. Selbst bei Festhaltung der Ansicht, dass hier in
das Ideal Porträtzüge gemischt seien, muss man doch anerkennen,
dass die noch erkennbare ideale Basis durchaus praxitelisch sei. Als
eine willkommene Bestätigung dienen mir die Ausführungen Arndt's
in der Festschrift für Overbeck: »Über einen Koratypus der praxite-
lischen Zeit«, p. 96 ff., welcher, wie ich glaube, mit Recht das Kleinod
der oben genannten Reihe, den Brunn'schen Kopf, den engeren
Kreisen des Praxiteles zugeschrieben hat. Da dieser Kopf, wie Urlichs
nachgewiesen hat, aus Knidos stammt, so wird seine Entstehung am
wahrscheinlichsten mit dem Aufenthalt des Meisters in Klcin-Asien
zusammenhängen, also etwa in die Jahre 356—350 gehören. Der Kopf
der Herculanenserin erscheint noch etwas strenger, einfacher und ernster,
weniger fein und zart entwickelt, so dass diese Figur einige Jahre
früher entstanden sein dürfte.
 
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