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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0047
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— 45 —

Tempel ein Werk des Timarchides stand, innerhalb der Porticus selber
aber eine Aphrodite des Philiskos mit anderen Statuen des Dionysios
und Polykles zusammen, und da sowohl Timarchides wie Dionysios
und Polykles zu jenen Künstlern gehörten, welche in der zweiten
Hälfte des zweiten Jahrhunderts die griechische Kunst auf römischem
Boden heimisch machten, so hat Brunn (Künstlergesch. I, p. 539 f.)
die richtige Folgerung für Philiskos daraus gezogen, dass derselbe der
gleichen Zeit und Richtung angehöre, d. h. also derselben Zeit, in
der sich unsere Musen im engeren Umkreis um die Heimat des
Künstlers einer starken Popularität erfreuten. Durch dieses Zusammen-
treffen aller Indicien, das man nicht mehr zufällig nennen kann, wächst
die Wahrscheinlichkeit, eben in dieser Gruppe das Werk des Philiskos
zu erkennen.l)

Somit bleiben also auf Seite der schriftlichen Ueberlieferung die
Thespiaden des Praxiteles, auf Seiten der monumentalen Ueberlieferung
die Gruppe im Yatican übrig. Man wird niemals wagen dürfen, mit
einem solchen Argumente allein etwas beweisen zu wollen, aber im
Verein mit allen anderen Beobachtungen trägt auch diese Erwägung
dazu bei, unserer Annahme grössere Sicherheit zu verleihen.

Ueber die stilistischen Eigenheiten der Figuren werden wir aus-
führlicher in dem zusammenfassenden Abschnitt zu handeln haben.

Kehren wir noch einmal zu unserem Ausgangspunkte, der
grossen Herculanenserin, zurück. Sowohl durch den Wurf des Ge-
wandes wie den Typus des Kopfes steht mit ihr im engsten
Zusammenhang jene schon oben erwähnte Statuette aus dem Vatican
(Heibig, Führer no. 379) mit ihrer Wiederholung im Museo Torlonia2).

Bei dieser Verwandtschaft im allgemeinen lässt sich indes die
starke Entwicklung zum Raffinierten und Eleganten in allem Ein-
zelnen nicht verkennen. Das Himation ist von einem florartigen
Stoffe, der das ganze Untergewand, Gürtel und Bänder durchscheinen
lässt. In dem Gesichte sind alle Formen weicher und zarter ge-
worden, und auch die ganze Gestalt ist zierlicher in ihren Formen.

') Weiteres über diese Gruppe im Anhang.

I in Köpfchen, das dem der Statuette in allen Zügen gleicht, ist kürzlich im |ourn:il
of hellenic sludies 1895 T. VI von I'<-,rcy Gardner publiziert worden. Dasselbe Stammt von
einen] Relief, ist in Lamia erworben und ohne Zweifel eine griechische Originalarbeit des
virilen Jahrhunderts. Seine Frisur ist die gleiche, wie die der mittleren Muse der zweiten
Platte, von der die Ausführungen dieses Abschnittes ausgegangen sind.
 
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