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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0057
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— 55 —

Das Motiv tritt uns ausserdem an vielen Figuren in den ver-
schiedensten Variationen entgegen,') doch sind dem Verfasser zu wenig
Exemplare durch Autopsie oder gute Abbildungen bekannt. Es wird
bei genauerer Kenntnis jedenfalls gelingen, nach den oben gefundenen
Kriterien auch die genauere Geschichte dieses Motives festzulegen
und vielleicht die Gestalt, welche einst mit dem Florentiner Asklepios
verbunden war, zu entdecken.

Bedeutsam tritt uns jedenfalls auch in dieser Entwickelung der
konservative Charakter des Praxiteles entgegen. Was wir ihm speziell
zu verdanken haben, ist auch hier wieder nicht die Erfindung eines
neuen Motives, sondern die feinere Ausbildung eines älteren durch
die bewusste, klare Anlage der Faltenzüge, welche den Körper in seiner
vollen Grazie zur Geltung kommen lassen.

Wichtig ist die Verwandtschaft, welche den Unterkörper der
Urania des Vatican mit dem gleichen Teil einer Originalfigur ver-
bindet, welche sicher der Mitte des vierten Jahrhunderts angehört, der
sogenannten Artemisia vom Maussoleum. (Brunn-Bruckmann, Denk-
mäler, T. 242). Die ganze Anlage ist die gleiche geblieben, nur die
Arbeit im einzelnen ist effektvoller und reicher geworden.

Diese Beobachtung gewinnt aber eine erhöhte Bedeutung, wenn
wir weiter bemerken, dass auch die entsprechende männliche Porträt-
statue, der sogen. Maussolos, im Gewand die schlagendste Ähn-
lichkeit mit einer praxitelischen Figur besitzt, jenem Asklepios-
Typus, zu dem der Kopf von Melos gehört. (Wolters in den Athen.
Mitt. XVII, p. 1 ff. T. II — IV). Auch hier stimmen die Unterkörper
vollkommen überein, und wir können unsere Vorstellung von dem
ursprünglichen Original des Asklepios, dessen Körper uns leider nur
in Statuettengrösse erhalten ist, nicht besser beleben, als eben durch
diese Gestalt. Zugleich gewinnen wir dadurch einen Anhalt für die
Datierung jenes Asklepios.2)

Nun ist uns ja durch Vitruv überliefert, dass nach einigen Ge-
währsmännern auch Praxiteles bei den Arbeiten am Maussoleum be-

') Z. B. Clarac 312, 2340; 424, 756; 428, 769; 438, 754C; 506, 1010; 510, 1028;
532, 1107; M.-D. 1539; auch gehört hierher die Aristonoe von Rhainnus, Ephem. arch.
1891, T. 5, und der athenische Grabstein, Journ. of Arch. 1891, T. 11 b.

*) Auch dieser Gewandtypus geht übrigens auf ältere Vorbilder vom Ende des fünften
lahrhunderts zurück; vgl. hierüber l'urtwänglcr, Meisterwerke, p. 366 ff. und 488 ff., und
Einzelverkauf von ArndtAinelung no. 295.


 
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