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Amelung, Walther
Die Basis des Praxiteles aus Mantinea: archeologische Studien — München, 1895

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https://doi.org/10.11588/diglit.4582#0069
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- 67 -

scheiden lernen, kann kein Zweifel mehr sein, dass wir in dieser
herrlichen Demeter vielleicht ein Werk von der eigenen Hand des
Skopas, jedenfalls aber aus seinem engsten Kreise besitzen. Die
Entstehungszeit desselben wird ziemlich sicher mit der Errichtung
des Maussoleums — Skopas war zu dieser Zeit auch in Ephesos
und Knidos thätig — zusammenfallen. Das Motiv des Gewandes
ist nun das gleiche, wie es die Muse mit den Flöten zeigt;
dabei aber ist das ganze Gewand mit einer solchen Fülle kleiner
Einzelmotive übersät, dass die klare Übersichtlichkeit der praxitelischen
Erfindung ganz verloren geht; es kommt dadurch eine eigenartige
Unruhe in das Ganze, welche das Werk von allen denen, die uns
bisher beschäftigt haben, lebhaft unterscheidet. Aus diesem Gewände
spricht trotz des praxitelischen Motives ein anderer persönlicher
Künstlercharakter zu uns.

Diese Beobachtung gewinnt erhöhte Bedeutung, wenn wir die
gleichen charakteristischen Zeichen auch an weiteren Werken wieder-
finden, welche aus anderen Gründen dem Skopas zugeteilt werden.
So erinnere ich vor allem an den wundervollen Amazonen-Sarkophag
in Wien.1) Die Köpfe dieses Werkes sind ebenso durchaus skopasisch,
als sie zu dem Kopf der Demeter stimmen, und in den fein behandelten
Gewändern der Amazonen und den Mänteln der Griechen wird man
leicht die Art des gleichen Meisters wie in dem Gewand der Statue
erkennen, eines Meisters, dessen Absichten zu ganz anderen Zielen
drängten, als die des Praxiteles.

Mit Hilfe dieses Sarkophages wird man allmälig auch zu einer festeren
Bestimmung über den Anteil des Skopas an den Friesen des Mausso-
leums gelangen können. Sicher gehört diesem Meister z. B. die Platte
bei Baumeister, Denkm., Abb. 970—971. In den Köpfen und Gewändern
herrscht der gleiche Stil wie auf dem Sarkophag, und dort wie hier
kehrt die eigentümliche, der phrygischen Mütze ähnliche Helmform
wieder.

Es wird kein Zufall sein, dass wir ganz dieselbe auf einem dritten
Relief wiederfinden, welches Wolters mit vollem Rechte für skopasisch
erklärt hat: auf dem Grabstein des Aristonautes zu Athen
(KatdXoyoe, no. 738; Ephem. 1862, T. 8; Athen. Mitt. 1893 P- 6).

Trotz anfänglicher Zweifel ist es mir endlich doch wieder zur
Gewissheit geworden, dass das Original der Niobiden in der That

') Sacken, die anL SkulpL des k. k. Antiken-Kabinets T. 2. 3.

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