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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.14771#0010
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222

Karl o. Aniira

von Wolframs Willehalm und mit zugehörigen Bildern. Er
glaubte auch zu erkennen, dass diese Blätter mit M einem und
demselben Codex entstammten. Nun sind sie freilich seit ge-
raumer Zeit wieder verschwunden. Wenigstens war es mir trotz
vieler BemühungenJ) unmöglich, die Schicksale zu ermitteln,
die ihnen seit etwa 1850 beschieden waren.2) Immerhin be-
sitzen wir eine, wenn auch knappe Beschreibung von ihnen,
die Karl Roth a. a. 0. und in seinen Denhnählern der deutschen
Sprache (1840) S. XIV gegeben hat, ferner einen Abdruck ihres
Textes in eben diesen Denhnählern S. 73 — 76. Seine Mit-
teilungen reichen aus, um den Schluss auf die Zusammen-
gehörigkeit der Rothschen Blätter mit M und H zu recht-
fertigen. Das Format war ,Kleinfolio', die Einteilung die
gleiche wie in H und M, insbesondere wie hier der Text auf
30 Zeilen der inneren Kolumne und zwar teilweise in Doppel-
versen, die .ausgemalten Figuren' auf der breiteren äusseren
Kolumne jeder Seite und zwar wiederum in ,drei Reihen' über-
einander untergebracht. Die Schrift war ,stark' und ,deutlich'
und wurde von Roth in die ,Mitte des 13. Jahrhunderts' ge-
setzt. Die Initialen der einzelnen Abschnitte waren abwech-
selnd rot und blau'. Die Textstücke entsprechen den Stücken
161,20—163,26 und 210,9—212,14 von Lachmanns Aus-
gabe. Demnach entstammten die beiden Blätter verschiedenen
Bogenlagen des Codex. Die Mundart war nicht, wie Roth
meinte, ,thüringisch', sondern genau so wie in H und M mittel-
hochdeutsch mit Beimischung mitteldeutscher und niederdeutscher
Elemente, wovon hier anzuführen sind: i = e (ig, alliss, libik,
ir-), se = si, de = die, vor = ver- (unvorlorn, vordroz), vorsten
= viirsten, anlautend sc (gescach, scur, marscalc, -scaft), her

') Neuerdings (April 1903) auch einer öffentlichen Anfrage im
Literaturblatt für germ. u. r'om. Philol. XXIV Sp. 141 f. und im Centrai-
Watt für Bibliothekswesen XX S. 208.

2) Die Angahe von Piper Wolfr. v. l'J. I 193, wonach die Roth-
schen Bruchstücke mit den von Lachmann mit w hezeichneten in
München sein sollen, heruht auf einem Irrtum.
 
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