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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.14771#0021
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Die grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm. 233

tionstechnik des späteren Mittelalters auf dem Reichtum der
überlieferten nationalen Rechtssymbolik beruhe und erst auf
der Grundlage der Rechtssymbolik ein Verständnis der Eigen-
tümlichkeiten dieser Technik erwachse.1) Nichts deutlicher
vielmehr als die Leichtigkeit, womit noch am Ende des Hoch-
mittelalters die Phantasie naiver Zeichner sich ihre eigenen
Symbole erfindet, sobald sie im Dienst des obersten Zweckes
der Illustration, des Veranschaulichens, symbolisierender Dar-
stellungsmittel zu bedürfen glaubt.

Bei der nahen Verwandtschaft, die sowohl hinsichtlich des
Zwecks und Stils der Zeichnungen als auch in Bezug auf die
äussere Anlage zwischen den grossen Bilderhandschriften des
Sachsenspiegels einer- und jener des Willehalm andererseits
obwaltete, muss der Versuch, Zeit und Heimat der letzteren
genauer zu ermitteln, ein besonderes Interesse gewinnen. Wir
sehen uns da allein auf Scblussfolgerungen aus dem Inhalt
der Bruchstücke angewiesen. Vorweg sei darum bemerkt, dass
in diesen nicht etwa eine Kopie, sondern das Original der
Illustration vorliegt, was sich zweifelsfrei aus der Art ergibt,
wie in M die figurenreichen Schlachtenbilder grossenteils in
den von den Schriftzeilen freigelassenen Raum hineinkompo-
niert sind.

Zur Begrenzung der Heimat haben wir Anhaltspunkte
nur in den mundartlichen Eigenheiten des Textes. Diese sind,
wie schon erwähnt, überwiegend mitteldeutsch. Eine sorg-
fältigere Sichtung ergibt, dass es sich nur um ostmitteldeutsch
handeln kann. Die Substitution von vor für ver und für, von
vorsten, tvorf für wursten, imrf, von iz, ir- für es, er- der Ab-
fall von t in nacht, die Schreibungen Hakebur, hochgemut,
marhrabe, pruben, dann aber auch durc, sie sprechen mit Ent-
schiedenheit dafür. Gleichwohl dürfte die Annahme, der Schreiber
sei ein Ostmitteldeutscher gewesen, ausgeschlossen sein, dat
und swe = sivie, ferner auch de, se, men, die anlautenden sc

*) So K. Lamprecht im Repertorium für Kunstwissenschaft VII
1884 Seite 408.
 
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