Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1904

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.14771#0026
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
238

Karl v. Amira

der Decke. Die Verjüngung des Topfhelms in seiner obern
Hälfte soll um 1267 begonnen haben.1) Die Helmdecke kommt
in Mitteldeutschland ungefähr um ein * Jahrzehnt später in
Gebrauch.2) Freilich wurden damit der zylindriöche und der
deckenlose Topfhelm nicht sogleich ganz und gar verdrängt.
Aber der Zeichner des Willehalm-Codex beabsichtigt doch, die
Franzosen mit dem modernsten Kopfschutz auszurüsten, den
er kennt. Auch die schwarzen Beinlinge, wie sie in N 2 a
zur Haustracht des Marquis gehören, sind in der zweiten Hälfte
des Jahrhunderts als Kleidungsstück der Vornehmen abge-
kommen. In der Mode waren sie zur Lebenszeit Neidharts
von Reuenthal (f um 1240) und zur Abfassungszeit von Ulrichs
von Lichtenstein Frauendienst (um 1255).3) Die älteste unserer
Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, die zu Heidelberg,
kennt diese schwarzen Beinlinge nicht mehr. Dem Allen nach
empfiehlt sich die Zeitgrenze 1250 —1275. Hiezu stimmt
auch die noch etwas altertümliche Heraldik, die ausser dem
Stern im Wappen Willehalms, soweit wir zu sehen vermögen, nur
sehr einfache Heroldsfiguren verwendet (Schrägbalken, Kreuz,
Pfahl, Sparren), die Einfarbigkeit der Waffenröcke, während
doch schon die Berliner Eneidt-Bilder den hcraldisierten Waffen-
rock zeigen, der dann in der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
hunderts allgemein üblich wird, insbesondere aber das Vor-
kommen des rein normannischen Schildes als einer nicht nur
,heidnischen', sondern sogar noch französischen Waffe in H.
Die letzten Siegel wettinischer Fürsten mit diesem Schild sind
von 1200 und 1205, das letzte derartige Siegel eines thüringi-
schen Landgrafen von 1216, das letzte anhaltische von 1243.J)
An westfälischen lassen sich einige wenige noch bis 1251 an-

i) A. Schultz B. höfische Leben* II 07.

-) Siegel von 1279 bei Posse a. a. O. Taf. VI 4.

3) S. die Stellen bei M. Heyne Fünf Bücher deutscher Hausalter-
tümcr III 283 Note 126, ferner Hottenroth Handbuch d. deutschen
Tracht 203 f.

*) Posse a. a. 0. II 5, 6, XI 5, XXVII 3.
 
Annotationen