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Amira, Karl von
Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1171#0012
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173

Seltener erscheint der Oberarm in wagrechter Lage wie bei dem sein Sendgericht
abhaltenden Dompropst D 4a Nr. 3, dem urteilenden Schöffen 17b Nr. 4. In derartigen
Fällen haben Rücksichten bald auf den verfügbaren Raum, bald auf die Deutlichkeit den
Zeichner zum Abgehen von der Grundform veranlaßt.

Weitere Modifikationen der Grundform und aller bisher besprochenen Varianten
ergeben sich, wenn die Hand eine steile Haltung annimmt. In D kommt dies beim
Redegestus wie bei andern Gebärden so oft vor, daß es zur Manier der Zeichnung wird.
Mit auffälliger Gewaltsamkeit stellt sich die Handachse rechtwinklig zur Achse des Unter-
arms (Fig. 1 c) bei dem Verkäufer in D 7 a Nr. 3, bei dem ersten Gelobenden und dem
ersten Gelöbnisempfänger 54 a Nr. 4, dem klagenden Erben 40 b Nr. I1) und dem zweiten
Erbansprecher 29 b Nr. 3, dem Beklagten, dem der Lehenherr nach Mutwillen Frist gibt
79 b Nr. 2, dem die Burg ,Entredenden' 36 b Nr. 1, dem Manne, der in 82 a Nr. 1 die
Antwort verweigert, dem ersten Zeugen in 39 b Nr. 4, dem friedewirkenden Richter 46 b
Nr. 1, dem die Verfestung bezeugenden Grafen 22 a Nr. 1, dem die Verteilungsformel
sprechenden Vasallen 80 b Nr. 4, dem ersten Urteiler (Folger) 79 b Nr. 3, 4, 82 b Nr. 3
und dem ersten und dritten 80 b Nr. 2, dem zur Urteilsschelte relativ Unfähigen 84 a Nr. 1
(links), dem ersten Wähler 46 b Nr. 1, dem Zahlenden 43 b Nr. 5, dem zweiten Zahlungs-
empfänger 10 a Nr. 3, dem sein Gut Zurückempfangenden 44 b Nr. 2, dem in seiner Burg
Angegriffenen 52 a Nr. 3, dem Gebannten 34 b Nr. 4, 46 a Nr. 3, dem Betenden 35 b Nr. 1,
58 a Nr. 2, 50 a Nr. 2, dem ersten Vormund 7 b Nr. 2, dem Lehenherrn 87 b Nr. 4, dem
Manne, ohne dessen Wissen dem Oberherrn sein Lehen aufgelassen wird 72 b Nr. 4, dem
Zinsmann 77 b Nr. 2, der säumigen Kampfpartei 20 a Nr. 2, dem vierten Sendpflichtigen
4 a Nr. 3, sowie dem dritten und vierten 4 a Nr. 4, dem zweiten Dingmann 4 a Nr. 6 und
dem dritten 47b Nr. 4, dem König David 4b Nr. 3 und der ersten Figur 4b Nr. I.2)

Viele anderen Figuren mäßigen die steile Handhaltung, so daß am Gelenk ein mehr
oder weniger stumpfer Winkel entsteht: die klagende Witwe D 13b Nr. 5, der seinen
Lehenherrn Ansprechende 72 a Nr. 2, der Kläger und der Antworter 41b Nr. 4, die Ant-
worter 44b Nr. 1 und 14b Nr. 5, der verklagte Lehenherr 70b Nr. 3, die erste Partei
30 a Nr. 2 und 81 b Nr. 2, und die ins Gespräch gehende 82 b Nr. 4, der Vorsprecher 79 b
Nr. 2 (2. Figur), 18 b Nr. 3, der Klagvormund 14 b Nr. 3, der Empfänger des Zahlungs-
befehls 21b Nr. 1, ein Vassall, der eine Botschaft von seinem Herrn übernimmt 79 b Nr. 5,
der erste Zeuge 22 a Nr. 1, vier von den einundzwanzig Gefragten 27 b Nr. 4, die geist-

in 0 31a Nr. 1 und H 27a Nr. 4 {Taf. XXIX 9). Auszuschalten sind ferner das Pfaffenkind D 44a Nr. 3,
welches mit der rechten Hand eines der Zugtiere am Halfter fassen (H 20 a Nr. 3 Taf. XXII 5) und der
Spielmann D 44 a Nr. 4, der auf den Schatten deuten müßte (H20a Nr. 4 Taf. XXII 6). Wegen des
geschiedenen Ehemannes D 51a Nr. 3 s. Genealogie 354.

1) »er zweiten Figur in der Szene rechts; Vgl. H 16b Nr. 1 (Taf. XVIII 5), 0 70b Nr. 4 (Gegen-
sinn). D hat die Figuren umgearbeitet. Die Erklärung von Weber Teut, Denkmäler Sp. 65 läßt dies
unberücksichtigt.

2) Mißverstanden sind der wendische Ehemann 51a Nr. 2, der in der erhobenen Rechten einen
Ring halten sollte, Genealogie 337, — ferner der in D 41 b Nr. 1 sich zum Zeugnis Erbietende, dessen
Gebärde aus dem Zeigegestus entstanden ist, H 17 b Nr. 1 (Taf. XIX 6), 0 72 b Nr. 3; — der Mann, der
in D 52a Nr. 2 links dem reitenden Herrn entgegentritt; er sollte in der rechten Hand einen Stock
tragen, H26a Nr. 2 (Taf. XXVIII 7); — der Sachse in D41a Nr. 2, der das Messer halten müßte, H 17a
Nr. 2 (Taf. XIX 2), 0 71 b Nr. 3.

Abb. d. I. Kl. d. K. Ak. d. Wiss. XXIII. Bd. II. Abt. 45
 
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