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Amira, Karl von
Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1171#0014
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175

52 a Nr. 2, dem Franken 45 fa Nr. 2. In dieser Form kann nun freilich, der Redegestus
leickt mit einer Variante des Ablehnungsgestus (unten Nr. 8) verwechselt werden, und es
ist nicht immer leicht zu erkennen, ob man den einen oder den andern vor sich hat.
Immerhin bleiben noch gewisse Stellen übrig, wo wir an einen Ablehnungsgestus nicht
denken dürfen. Ich verweise auf den Bürgen 22 a Nr. 5 (1. Figur),1) den dritten Ding-
mann 4 a Nr. 5 und den ersten 4 a Nr. 6, den zweiten Urteiler 79 a Nr. 2, den ersten
Zeugen 55 b Nr. 3, den König, der den Widerstand seines Vassallen dulden muß 52 a Nr. 1,
und den das Lehenrecht setzenden 57 a Nr. I.2). Wahrscheinlich hat der Illustrator von D,
nachdem er einmal (in 4 a Nr. 4) aus räumlichen Rücksichten den Redegestus in der
beschriebenen Weise abgeändert, die neue Variante auch der bloßen Abwechselung zuliebe
verwendet, wie er es mit andern Varianten des Redegestus z. B. in D 4 a Nr. 3—6 und
mit einer analogen Variante des Segensgestus 47 a Nr. 1 gemacht hat.

Bisher gingen wir stets davon aus, daß die Gebärde mit der rechten Hand vollzogen
wird. In nicht wenigen Fällen tritt die linke für die rechte ein, und zwar wiederum bald
in der Grundform der Bewegung, bald in irgend einer Variante. Dieses kann darin gründen,
daß die rechte Hand überhaupt nicht verfügbar, wie in D 26 a Nr. 2, wo sie abgehauen,
in D 84 a Nr. 3, wo sie von einer andern Person ergriffen ist, — oder darin, daß die
rechte Hand einen Gegenstand oder eine Person anzufassen oder zu halten hat, wie bei
den Schwörenden, die ihre rechte Hand auf die ,Heiligen' legen müssen D39b Nr. 3,
44b Nr, 3, 46a Nr. 2, 64b Nr. 2, 0 10b Nr. 2, 3 (Beklagter), D 41a Nr. 3 (der sich aus
der Verfestung Ziehende), 34 a Nr. 2, 55 a Nr. 3, 70 b Nr. 3 (Kläger), 69 b Nr. 3 (Partei),
20b Nr.3, 55 a Nr. 4 (Eidhelfer), 21b Nr. 5, 71 a Nr. 1 (Zeugen), 19 b Nr. 4 (der Kämpfer
links), 4 a Nr. 5, 6 (Schöffen), 39 a Nr. 3, 0 68 b Nr. 2 (Richter), D 57 b Nr. 3 (huldigender
Mann), wie ferner bei dem Richter und dem das Gerüfte schreienden Kläger, wenn sie
in der Rechten das Schwert halten, D 13 a Nr. 5, b Nr. 5, 18 a Nr. 3, 28 a Nr. 5, 0 67 a
Nr. 1, 26b Nr. 1, bei dem Papst, der in der Rechten das Pedum trägt oder den Schlüssel
Petri empfängt D 48 a Nr. 4, 43 b Nr. 1, dem Bischof, der in der Rechten den Stab, dem
König, der das Szepter, dem Fronboten, der seine Geißel, dem Schenken, der den Becher,
dem Truchseßen und dem Gastwirt, der die Schüssel, dem Viehtreiber, der seinen Stock.
dem Reiter, der den Zaum, dem Lahmen, der seine Krücke trägt, D 48 a Nr. 4, 43 b Nr. 1,
4a Nr. 3, 78a Nr. 2, 43a Nr. 5, 48a Nr. 1, 57b Nr. 1, 4, 18b Nr. 2, 20a Nr. 2, 78a
Nr. 1, 24 a Nr. 3, 41b Nr. 2, 52 b Nr. 2, 46 a Nr. 3, dem Bräutigam und der Braut, die
mit der Rechten den Ring geben, 5 a Nr. 2, 3, b Nr. 4, 13 a Nr.3, 28 a Nr. 1, dem
Zahler, der das Geld oder eine Sache an Geldesstatt, dem Auflasser, der das Investitur-
symbol, den Halm, Ast, Handschuh, dem Vater, der seinem Sohn die Brünne überreicht
6 a Nr. 5, 7 a Nr. 1, 3, 5, 6, b Nr. 4 rechts, 45 b Nr. 1, 76 a Nr. 2, 86 a Nr. 1, dem
,Wettenden', der mit der Rechten seinen Rockschoß aufnimmt D26a Nr. 4, 42 a Nr. 1,
48b Nr.3, 83a Nr. 1, dem Nachrichter, der sein Schwert trägt oder sein Beil zückt
0 82 a Nr. 4, D26a Nr. 2, dem Eidempfänger, der den Holzstoß schürt D 85 b Nr. 2,
dem Manne, der in den siedenden Kessel greift O 23 b Nr. 2, dem Adam, der seine Scham
bedeckt D 4b Nr. 2, dem erblosen Mädchen, das seinen Mantel aufnimmt D 8b Nr. 5,

1) Möglich allerdings, daß dieser nicht die flache Hand, sondern den Zeigefinger aufheben sollte
wie in O 38 b Nr. 2.

2) Über das Mißverständnis, das bei der ganzen Figur obwaltet, Genealogie 333.
 
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