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Amira, Karl von
Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1171#0054
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215

Hfe 2, 3, 6, b Nr. 1, 3, 86b Nr. 3, H 22b Nr. 3, 23a Nr. 1-4 (Taf. XX.1V 11,
XV 5, 7—10), und bei der Übernahme einer Bürgschaft D 20b Nr. 1, 67 a Nr. 3 oder
einer Gewährschaft D 37 a Nr. 3, 53 b Nr. 4, weiter beim Aufkünden eines Lehens D 89 b
Nr. 2, — beim Stellen einer Frage D 61a Nr. 2, 78b Nr. 1, 82a Nr. 5, b Nr. 1, 2, —
beim Beschließen eines Dorfstatuts D 52b Nr. 5, — beim Verfesten D 41 a Nr. 3, 48b Nr. 1,
und beim Aufheben der Verfestung D 22 a Nr. 5, 39a Nr. 1, H 15a Nr. 2 (Taf. XVI 10),
O 38 b Nr. 2.

An die Bedeutung des Aufforderns zur Aufmerksamkeit schließt sich die des Auf-
merkens. So schon außerhalb und vor der Ssp.-Blustration in der Berliner Eneidths.,1)
im Clm. 13002 (a. 1158) fol. 4a (David bei seiner Krönung) und darnach in Clm. 17403
(vor 1230) fol. 6b, im Clm. 3900 (c. a. 1250) fol. 6a (zuschauender Spatarius bei einem
Martyrium),2) in der schon angeführten Willehalmhs. (N IIa, Zuschauer bei Willehalms
Versuch, die Stange des Rennewart zu heben). Im Ssp. kann die ,Befehlsgebärde' den
beobachtenden Zeugen D 37 a Nr. 3, 62 a Nr. 1, den im Lehengericht aufmerkenden Mann
D 83b Nr. 4, den Empfänger einer Botschaft oder einer Mitteilung D 83b Nr. 6, 53b
Nr. 1, 0 37a Nr. 4, aber auch den Boten, der seinen Auftrag entgegen nimmt D 46a Nr. 4.
79b Nr. 5, 87b Nr. 2, und ebenso den Empfänger eines Eides D 61b Nr. 1, 62b Nr. 2
kennzeichnen. Vielleicht hängt es damit auch zusammen, dass bei Zahlungen der Künstler
bald die eine bald die andere Partei den Finger erheben läßt D 32 b Nr. 1, 43 b Nr. 4—6,
67a Nr. 1, 85a Nr. 6, 86b Nr. 2, H 18a Nr. 3, 28a Nr. 6, 29b Nr. 5 (Taf. XX4, XXXI 2,
XXXII 8), 0 48 a Nr. 3, 73 b Nr. 3.

Zuweilen wird man zweifeln, ob man es mit dem Befehlsgestus oder mit dem Finger-
zeig (oben Nr. 5) zu tun hat, — an Stellen, wo vielleicht schon die Zeichner nicht unter
sich einig waren, weil eben, wie bemerkt, die beiden Gebärden unter Umständen miteinander
verwechselt werden können. So z. B. in D 60a Nr. 2 bei dem Lehenherrn, der dem Text
zufolge seinem Vassalien das Gut ,beweist', oder in D 54 a Nr. 2, 91a Nr. 5 bei dem
Oberherrn, der den Untervassallen an einen neuen Herrn ,weist'. Die Gebärden möchte
man auf den ersten Anblick hin für Befehlsgesten halten. Aber dem Test wäre der
Fingerzeig gemäßer, und an einer entsprechenden Stelle in H (28 a Nr. 2, Taf. XXX 10)
liegt dieser unverkennbar vor.

Einer Mitbewegung der andern Hand bedarf der Befehlsgestus nicht. Oftmals findet
überhaupt keine statt. Sonst wechselt eine mit einer andern. Häufig kommen hinweisende
Begleitgebärden, insbesondere zeigende Finger vor, wodurch die Lebhaftigkeit des Eindrucks
eine Steigerung ins Übertriebene empfängt, wie z. B. D 24 b Nr. 3 (König), 26 a Nr. 3
(Richter), 27 b Nr. 4 (Urteiler), 38 a Nr. 3 (Richter), 39 a Nr. 1, 2 (Richter), 40 b Nr. 2, 4
(Richter), 50 b Nr. 1 (Vorsprecher) u. s. w. Auch für diese Kombination zweier hin-
weisender Gebärden hatten die Ssp.-Illustratoren Vorbilder in der frühmittelalterlichen
Malerei3) und insbesondere wieder in der großen Bilderhs. des Willehalm (N I b,4) IIa, b).

1) Fr. Kugler Kleine Schriften I 50. ,

2) Photogr. Teufel PI. Nr. 1245. — Andere Beispiele Cgm. 11 (c. 1300) fol. 41b, 42b, 43b.

3) Vgl. z. B. das Bruchstück bei E. W. Bredt Katalog der ma. Miniaturen des germ. Nat.-Mus.
Taf. I (Kat. Nr. 11, gegen 1200).

*} Anzeiger f. Kunde d. deutsch. Vorzeit 1S82 Sp. 117 und Essenwein Kultnrhist. Bilderatlas
Taf. XXXXIII 2. " :
 
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