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Amira, Karl von
Die Handgebärden in den Bilderhandschriften des Sachsenspiegels — München, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.1171#0102
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Feld abgeben, worauf' der Bedeutungswandel zu wuchern vermag, wie ferner bei Mehr-
deutigkeit der Begriff im Einzelfall durch den Zusammenhang unter den Kompositions-
gliedern und der Komposition mit dem Text näher bestimmt wird, — wobei denn die
Komposition das Gegenstück bildet zur Situation in der Wirklichkeit und der Text das
Gegenstück zur mündlichen Rede. Wir können ferner verfolgen, wie durch Abkürzung
einer Gebärde eine neue, synonyme, entsteht (vgl. Nr. 8 mit 31, Nr. 13 mit 34, auch S. 224)
aber auch wie mit einem Gestus ein anderer von verschiedener Herkunft in Konkurrenz
tritt (oben S. 231, 232). Minder günstig ist es allerdings mit der Syntax der Gebärden
insofern bestellt, als das Zeitverhältnis unter den verbildlichten Gesten einer und der
nämlichen Person sich der unmittelbaren Erkennbarkeit entzieht. Doch gewahren wir
wenigstens geschlossene Reihen von Handbewegungen, die einen bestimmten Vorstellungs-
verlauf ausdrücken sollen, wenn eine Figur zwei oder noch mehr Gebärden scheinbar gleich-
zeitig ausführt. Was die Handbewegungen fehlen lassen, kann dann noch durch die Körper-
haltung — Knieen, Sitzen, Sichvor- oder Zurückbeugen, Sichabwenden. Umschauen, — ja,
was in der Meißener Schule eine Seltenheit, sogar durch die Mimik des Antlitzes (S. 233)
ergänzt werden. Auch hier aber darf man nicht vergessen, daß man es mit Ausdrueks-
raitteln nicht von Schweigenden, sondern von Redenden zu tun hat, da niemals das Bild
ohne den Text verstanden werden will.
 
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