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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.14785#0014
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0. Abhandlung: Karl v. Arnim

ist noch eine Begleiterin sichtbar. Und nun folgen auf der
Kehrseite des Streifens 3 Bilder, die sämtlich den Abschied
Rennwarts von Alize schildern, also noch zum 213. Textabschnitt
gehören, sodaß gegen seine sonstige Gepflogenheit der Illustrator
diesem einen Abschnitt nicht weniger als 5 Kompositionen widmet.
In allen dreien auf der Kolumne b steht rechts Rennewart mit
der Gebärde der Ehrerbietung vor Alize. Diese sitzt in Nr. ll)
gemäß den Textworten under(2) boumen an einem gras. Gras
und Klee sieht man zu ihren Füßen. Die Haltung des jungen
Mannes ist hier noch ganz ruhig, während der Redegestus,
die erhobene rechte Handfläche,2) anzeigt, daß sie spricht.
Si Magete sine manege not usw. In Nr. 2 ist Alize aufgestanden
und die beiden legen ihre Wangen aneinander, weil diu maget
stuont üf; der kus geschach. Links ist noch die vordere Hälfte
einer männlichen Gestalt in langem blauem Rock erhalten, die
auf das angehende Liebespaar deutet. Wir gehen schwerlich
fehl, wenn wir in dieser Figur wieder den Dichter vermuten
(vgl. oben S. 8 f.). Denn im Text spricht er (v. 13 f.) von sich
selbst: wan daz mirz diu äventiure saget, des mceres ivcere ich
gar verzaget. Er muß sich also wie im Text dem Leser, so im
Bild dem Beschauer persönlich vorstellen. Nr. 3 führt dann
die Abschiedsszene unter den Bäumen zu Ende. Vor Renne-
wart, der dem Text gemäß ir neic, steht Alize die rechte Hand
mit aufgestreckten 3 ersten Fingern zum Segensgestus3) er-
hebend, d. h. sie entläßt ihn mit dem Segenswunsch dm edel-
lieit mac dich bewarn und an die stat noch bringen, da dich
sorge nicht darf tiuingen. Links hinter der Kaisertochter ist
noch die vordere Hälfte einer weiblichen Figur in rotem Ge-
wand erhalten, die sich dem sich neigenden Rennewart zukehrt.
Damit begleitet die Illustration den Textabschnitt bis zu seinem
Schluß: den andern vrouwen wart ouch genigen, gein in sin ur-
loup niht versuigen.

v) Abgeb. in Bau- it. Kunstdenhn. Thür. a. a. 0. 259.

2) S. hierüber Handgebärden S. 170 ff.

3) Hierüber s. Handgebärden S. 202. Vgl. auch die Miniaturen in
der Weingartener Liederhs. S. 25, 40, 60 (Lit. Vcr. V 20, 47, 72).
 
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