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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.14785#0019
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Die „große Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm". 19

hat sich auch hier an seinen Text 295 v. 1—11 und 296 v. 3—7
gehalten. Der Kaiser Ludwig ist außer an seiner Krone an
der ärmellosen roten Sukkenie kenntlich, die er über einem
blauen, einmal auch gelben Unterkleid trägt; der alte Heimerich
außer an seinem Bart an der blauen Grafenmütze mit gelben
Spangen. Meist trägt er über einem gelben Untergewand eine
rote Sukkenie und gelben Mantel. Nur beim Gastmahl zu
Orange, wo er wie ein Truchseß in Vertretung des Wirtes
die Plätze anweist, besteht sein Anzug in einem langen blauen
Rock mit Ärmeln und einer etwas überhöhten roten Mütze.
„Fürsten" des französischen Reichs kennt man an einer gugel-
artigen Bundmütze mit Schapel. *) Die Repräsentanten der
niedern Ritterschaft erscheinen bei Hof in einfarbigen oder
auch in zweifarbigen Armelröcken, der Marschall in blau-weiß
quergeteiltem Rock. Sein und der anderen Hofbeamten eigent-
liches Abzeichen aber ist, wie es ja auch dem Brauch ent-
spricht, der Stab in seiner Hand. Die Sarazenen erscheinen
gerüstet im allgemeinen wie die christlichen Ritter auf der
Heerfahrt, unterscheiden sich aber von diesen, bei denen das
Gesicht unter dem Topfhelm verschwindet, durch das Hersenier
und den darauf gesetzten altertümlicheren Spitzhelm, den bei
ihren Königen eine Krone umgibt. In H und N führen sie
auch noch einen Schild von älterer Gestalt, den Dreieckschild
mit sphärischem Oberrand, während beim Schild der Franzosen
der Oberrand geradlinig läuft. Erst in den späteren Teilen
des Kodex (M) ist der Unterschied unter den Schilden auf-
gegeben, was vielleicht wieder einem Wechsel des Zeichners
zugeschrieben werden darf. So wird es auch von einem Wechsel
des Illuminators herrühren, wenn in M, nicht aber schon in
H und N der sarazenische Schild im Gegensatz zum fran-
zösischen heraldisch bemalt ist. Unter den Frauen unter-
scheiden sich die verheirateten von den unverheirateten in der
Regel durch das Gebende. Nur hinter der verriegelten Tür
ihrer Kemenate hat es die Kaiserin mit einem weißen Kopf-

*) S. Sitznngsber. 1903 S. 229.

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