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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.14785#0020
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G. Abhandlung: Karl v. Amira

tuch vertauscht, wie sie dort auch den blauen Mantel abgelegt
hat, der sie sonst ebenso wie die Krone zu kennzeichnen pflegt.
Irmschart dagegen trägt über blauem Ärmelkleid einen gelben
Mantel, Kyburg als Verteidigerin von Orange Ringpanzer und
gelben Waffenrock, wo der Text (215 v. 7, 226 v. 29, 229 v. 26)
sie in Waffenrüstung verlangt, dann aber, nachdem sie sich
„entwaffnet" hat (232 v. 13), einen roten oder auch gelben
Mantel über den Schultern und später beim Gastmahl, wo sie
ohne Mantel erscheinen muß, einen gelben Rock. Bei diesem
Wechsel der Tracht ist für Kyburg um so wichtiger die Krone,
die sie als „Königin" immer trägt. Vgl. den Text in 228 v. 6,
10, 12 und in 232 v. 13. Alize tritt stets ohne Mantel auf
in gegürtetem grünem Ärmelkleid, das tief zur Erde wallt
und so ihren Wuchs noch schlanker macht. Das Ende des
Gürtels hängt tief herunter. Ihr Haupt umschließt ein schmaler
Reif mit 3 Kleeblättern (Lilien?). So entspricht ihre Erschei-
nung wenigstens in der Hauptsache der Beschreibung im Text
154, 155, die freilich so stark ins Einzelne geht, daß der Maler
nicht genau folgen konnte.

Bei allen bisherigen Erörterungen spielte noch keine
Rolle das kleinste Stück der ehemals Meininger Fragmente,
Mein. 549, das nur oben S. 6 kurz erwähnt wurde. Es ent-
hält nur Abschnitte von den mittleren und unteren Bildern
zweier Kolumnen und setzt seiner Einordnung besondere
Schwierigkeiten entgegen, weil sich beim Mangel des Textes
nicht mit einiger Verläßigkeit feststellen läßt, welche Szenen
dort dargestellt werden. Auf der Vorderseite (Taf. I) sind von
der oberen Komposition nur sehr kümmerliche Überbleibsel zu
sehen. Am sichersten erkennt man die Gestalt des Wolfram
von Eschenbach, die hier zwar des Kopfes entbehrt, aber im
übrigen die gleiche Tracht und Haltung zeigt wie auf den
oben S. 8 f. besprochenen Bildern von Mein. 548. Der Dichter
nahm die Mitte zwischen zwei Personen ein, auf die er mit
der rechten und linken Hand deutete. Links stand, wie die
noch erhaltenen Füße beweisen, ein Mann in Kettenrüstung,
wahrscheinlich Willehalm, rechts, dem Anschein nach, eine
 
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