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Amira, Karl von
Die Grosse Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm — München, 1917

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https://doi.org/10.11588/diglit.14785#0027
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Die „große Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm". 27

land gefertigt1) wurden. Gegen 1300 zeigen die Freiburger
Münsterskulpturen den verführerischen Hofmann, die Fürsten,
die hl. drei Könige, die Patriarchen, die Apostel, die Engel
in solche Stoffe gekleidet.2) Dem Maler der Willehalmhs.
scheinen sie noch unbekannt. Einer früheren Zeit gehört auch
das Kronenschema an, dessen sich der Zeichner zu bedienen
pflegt. Auf Taf. I freilich ist es entstellt durch Schmierereien,
mit denen sich später ein Unberufener wichtig machte. In
reiner Gestalt, wie es oft genug auf unsern Bruchstücken vor-
kommt, besteht es aus einem gestreckten Fünfeck, auf dessen
drei obern Ecken je eine Perle sitzt und dessen Fläche mit
drei Perlen über einer längs dem untern Rand hinlaufenden
Parallellinie belebt ist. Das ist das nämliche Kronenschema,
das in eingeritzter Zeichnung (nach 1235) am östlichen Kreuz-
gangflügel des Magdeburger Doms das Haupt der Königin
Edit ziert3) und das noch etwas einfacher schon von der ältern
thüringisch-sächsischen Malerschule verwendet wurde4) und et-
was vervollkommnet auf den Wandgemälden des Doms zu
Braunschweig wiederkehrt.6) Es weicht wesentlich von der
stilisierten Blätter- oder Lilienkrone ab, die seit dem letzten
Viertel des 13. Jahrhunderts bei den Zeichnern und Bildhauern
in Aufnahme kommt. Und wie die Krone, so folgt auch die
Grafenmütze, die den alten Heimerich charakterisiert, stets
einem älteren Schema. Der Leser sieht sie auf Taf. II. Eben
diese halbkugelige Kopfbedeckung mit Stirnreif und Bügel ist
in den Randzeichnungen des Codex Falkensteinensis (a. 1165

1) Beispiele seidener Stoffe dieser Art bei 0. v. Falke, Kunst-
Gesch. der Seidenweberei II Abb. 292, 293, 317 nebst S. 36, 44. Der an-
geführte Clin. 15713 enthält auch solche Stücke auf fol. 23 b, 41b, 45 b
(über lichtrotem Grund blaue, gelbe, weiße und grüne Horizontalstreifen
in Gruppen angeordnet).

2) S. oben S. 25 N. 6 und Schaumsland XVII 60, 61.

3) v. Flottwell, Mittelalterl. Bau- u. Kunstdenkmäler in Magde-
burg Blatt 35.

4) Haseloff, Eine thüringisch-sächsische Malerschule Taf. X 19,
XII 23, 24, XIII 25, XIX 41, XXVIII 61.

5) Lichtdrucke von G. Behrens in Braunschweig.
 
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