3
4
befanden. Es war mir sofort klar, daß diese Zeichnungen in den Lichtdrucken ein, und bald nachher verfiel die Böttcher*
dieselbe Reihe mit denen der großen Bilderhandschrift von sehe Anstalt der Auflösung. Der Lichtdruck einer Blattseite
Wolframs Willehalm gehörten. Eine nähere Untersuchung, <hier Taf. XVII) in ihrem Zustand vor ihrer Reinigung
die ich mit den vier Meininger Pergamentblättern auf der wurde dadurch vereitelt, daß nach vollzogener Reinigung
Münchener Staatsbibliothek vornehmen konnte, bestätigte das Negativ in der Kuhnschen Anstalt zu Grunde ging,
nicht nur jene Annahme, sondern führte mich auch zu der Da mit Kuhn nicht mehr vorwärts zu kommen war, sah
Erkenntnis, daß in ihnen dieselben Bruchstücke vorlagen, ich mich genötigt, ihm den Verlagsvertrag zu künden. Die
deren Text im Jahre 1839 K.Roth veröffentlicht hatte. Es farbigen Tafeln mußten mir ausgeliefert werden, so daß ich
gelang dem Direktor der Staatsbibliothek, Dr. H. Schnorr sie der Firma Fr. Hanfstaengl zubringen konnte, als diese
von Carolsfeld diesen ungemein wertvollen Zuwachs zu im Jahre 1917 sich bereit zeigte, den Verlag zu übernehmen
den schon in München befindlichen Fragmenten für seine und die Reproduktion in ihrer eigenen Anstalt fortzusetzen.
Anstalt zu erwerben, wo sie jetzt als Cod. germ. 193 III Ein von der bayerischen Akademie der Wissenschaften
Bl. 1, 2, 3 und 8 ruhen. Meine Untersuchungen ihres Ver* bewilligter Kostenbeitrag schien den Plan zu fördern. Er
hältnisses zu den andern Bruchstücken, wodurch die früher wich von dem früheren insofern ab, als die Tafeln gänzlich
gewonnenen Ergebnisse nicht nur bestätigt, sondern auch in Farben-Lichtdruck hergestellt werden sollten. Aber
in sehr wesentlichen Beziehungen ergänzt wurden, legte bald rief der Mangel an brauchbaren Farbstoffen, den die
ich in einer zweiten Abhandlung vor unter dem Titel „Die Kriegsläufe verursacht hatten, eine Unterbrechung der kaum
große Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm" in den begonnenen Arbeiten hervor, und diese wiederholte sich
angeführten Sitzungsberichten 1917 <hier als „Abh. II" mehrmals auf längere Zeit infolge von Veränderungen unter
bezeichnet). dem Personal, das mit dem Ausführen und Präparieren der
Die Schon aus dem Bisherigen dürfte zu ersehen sein, was Platten betraut war. Ein Herausgeber, dem an Genauigkeit
HgabeS" Kunst- und Kulturgeschichte an dem zerstörten Buch ver* des Faksimile ernstlich gelegen ist, wird immer die Erfahrung
loren haben. Es war, soweit wir sehen können, das früheste machen, daß für solche Arbeiten selbst geübte Reproduk*
und zugleich das großartigste Unternehmen, das in seiner tions-Künstler eigens eingeschult werden müssen. Mir ist
Art die Buchmalerei aufzuweisen hatte, nachmals nur viel* dieses Geschäft mindestens dreimal erwachsen. Diese Dan*
leicht an Kühnheit von der Sachsenspiegelillustration über* legungen waren nötig, um gewisse äußere Unebenheiten in
troffen, die es mit einem viel weniger anschaulichen Stoff zu der vorliegenden Publikation wie den Wechsel des Papiers
tun hatte und daher von ihren Urhebern einen noch viel und den Wechsel der Technik zu erklären. Sieht man aber
größeren Aufwand von Phantasie verlangte. Man durfte hievon ab, so glaube ich sagen zu dürfen, daß an Voll*
also erwarten, daß ein getreues mit allen Mitteln moderner kommenheit des Faksimile alles erreicht wurde, was sich mit
Technik hergestelltes Faksimile sämtlicher Überbleibsel eines heutigen Mitteln erreichen läßt. Die Technik des Farben*
solchen Werkes der Wissensdiaft von Nutzen und den lichtdrucks arbeitet im wesentlichen mit photographischen
Freunden mittelalterlicher Kunst willkommen sein werde. Platten, die auf Grund der sogen. Farbenskala von ver*
Gerne ging ich daher auf den Vorschlag ein, den mir im ständnisvoll geführter Hand abgedeckt, „präpariert" und
Jahre 1913 die Herausgeber der „Seltenheiten in süd* abgedruckt werden. Aber das mechanische Verfahren ver*
deutschen Bibliotheken" machten, dieses Faksimile in ihrer läuft niemals mit solcher Sicherheit bis zum gewünschten
Sammlung erscheinen zu lassen, — eine Veröffentlichung, Ziel, daß nicht in der fertigen Auflage der Pinsel an ein*
wobei hinsichtlich der Leitung der Reproduktion mir die zelnen Stellen des einen oder andern Blattes noch nachhelfen
gleiche Aufgabe zufallen mußte, wie seinerzeit bei der muß. Ihn dabei mit Zurückhaltung zu leiten blieb auch bei
Herausgabe der Dresdener Bilderhandschrift. den vorliegenden Tafeln Gegenstand der Fürsorge des
Doch ein Unstern waltete über der Publikation. DenVer* Herausgebers,
lag hatte K. Kuhn in München übernommen. Die Repro* Wir treten jetzt an eine allgemeine Charakteristik des Die
duktion aller Blätter in Originalgröße sollte mittels Licht* Willehalm-Buches heran. Die im Cod. germ. 193 III der
und Farbendruckes hergestellt werden, die Lichtdrucke in Staatsbibliothek zu München vereinigten Stücke bezeichne sdu-ift.
der Kuhnschen Anstalt, die Farbendrucke in der litho* ich mit M<B1.> 1—8,die im germanischen Museum zu Nürn* ihr
graphischen Anstalt von Böttcher in München. Bis zum berg liegenden mit N 1104,1105, die Vorderseiten mit a,
Juli 1914 waren zwei Tafeln so fertig, daß man sie für reif die Rückseiten mit b. In gegenwärtiger Ausgabe ist nun
zur Herausgabe erachten konnte. Es sind die hier vor* t c\ t \ji l f \i • • xtt/io
, »r- r * TI ,-ir t i < .« r. . \a\A 1 — M 1 a = ehemals Meiningen Nr. 548a
hegenden 1 ateln II und V. Inzwischen hatte ich Proben
dieser Tafeln an Archive und Bibliotheken versandt, mit
der Bitte um Nachricht, falls sich etwa unter ihren Beständen
noch Seitenstücke zu den bis dahin bekannten Bruchstücken
vorfinden sollten. Leider waren alle Anfragen vergeblich.
Bestand.
II = M lb= „ „ „ 548b
HI = M2a= „ „ „ 550a
IV = M2b= „ „ „ 550b
V = M3a= „ „ „ 551a
An einigen Stellen hatte man sich durch mein Gesuch zu » VI — M 3 b— „ „ „ 551b
Nachforschungen veranlaßt gesehen. An den meisten fand „ VII = N 1104a
man sich nicht einmal zu einer Antwort bewogen. Nach „ VIII = N 1104b
Ausbruch des Krieges stellte K. Kuhn seine Arbeiten an „ IX = M 4 a=ehemals Heidelberg 362a 86 Bl. la
4
befanden. Es war mir sofort klar, daß diese Zeichnungen in den Lichtdrucken ein, und bald nachher verfiel die Böttcher*
dieselbe Reihe mit denen der großen Bilderhandschrift von sehe Anstalt der Auflösung. Der Lichtdruck einer Blattseite
Wolframs Willehalm gehörten. Eine nähere Untersuchung, <hier Taf. XVII) in ihrem Zustand vor ihrer Reinigung
die ich mit den vier Meininger Pergamentblättern auf der wurde dadurch vereitelt, daß nach vollzogener Reinigung
Münchener Staatsbibliothek vornehmen konnte, bestätigte das Negativ in der Kuhnschen Anstalt zu Grunde ging,
nicht nur jene Annahme, sondern führte mich auch zu der Da mit Kuhn nicht mehr vorwärts zu kommen war, sah
Erkenntnis, daß in ihnen dieselben Bruchstücke vorlagen, ich mich genötigt, ihm den Verlagsvertrag zu künden. Die
deren Text im Jahre 1839 K.Roth veröffentlicht hatte. Es farbigen Tafeln mußten mir ausgeliefert werden, so daß ich
gelang dem Direktor der Staatsbibliothek, Dr. H. Schnorr sie der Firma Fr. Hanfstaengl zubringen konnte, als diese
von Carolsfeld diesen ungemein wertvollen Zuwachs zu im Jahre 1917 sich bereit zeigte, den Verlag zu übernehmen
den schon in München befindlichen Fragmenten für seine und die Reproduktion in ihrer eigenen Anstalt fortzusetzen.
Anstalt zu erwerben, wo sie jetzt als Cod. germ. 193 III Ein von der bayerischen Akademie der Wissenschaften
Bl. 1, 2, 3 und 8 ruhen. Meine Untersuchungen ihres Ver* bewilligter Kostenbeitrag schien den Plan zu fördern. Er
hältnisses zu den andern Bruchstücken, wodurch die früher wich von dem früheren insofern ab, als die Tafeln gänzlich
gewonnenen Ergebnisse nicht nur bestätigt, sondern auch in Farben-Lichtdruck hergestellt werden sollten. Aber
in sehr wesentlichen Beziehungen ergänzt wurden, legte bald rief der Mangel an brauchbaren Farbstoffen, den die
ich in einer zweiten Abhandlung vor unter dem Titel „Die Kriegsläufe verursacht hatten, eine Unterbrechung der kaum
große Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm" in den begonnenen Arbeiten hervor, und diese wiederholte sich
angeführten Sitzungsberichten 1917 <hier als „Abh. II" mehrmals auf längere Zeit infolge von Veränderungen unter
bezeichnet). dem Personal, das mit dem Ausführen und Präparieren der
Die Schon aus dem Bisherigen dürfte zu ersehen sein, was Platten betraut war. Ein Herausgeber, dem an Genauigkeit
HgabeS" Kunst- und Kulturgeschichte an dem zerstörten Buch ver* des Faksimile ernstlich gelegen ist, wird immer die Erfahrung
loren haben. Es war, soweit wir sehen können, das früheste machen, daß für solche Arbeiten selbst geübte Reproduk*
und zugleich das großartigste Unternehmen, das in seiner tions-Künstler eigens eingeschult werden müssen. Mir ist
Art die Buchmalerei aufzuweisen hatte, nachmals nur viel* dieses Geschäft mindestens dreimal erwachsen. Diese Dan*
leicht an Kühnheit von der Sachsenspiegelillustration über* legungen waren nötig, um gewisse äußere Unebenheiten in
troffen, die es mit einem viel weniger anschaulichen Stoff zu der vorliegenden Publikation wie den Wechsel des Papiers
tun hatte und daher von ihren Urhebern einen noch viel und den Wechsel der Technik zu erklären. Sieht man aber
größeren Aufwand von Phantasie verlangte. Man durfte hievon ab, so glaube ich sagen zu dürfen, daß an Voll*
also erwarten, daß ein getreues mit allen Mitteln moderner kommenheit des Faksimile alles erreicht wurde, was sich mit
Technik hergestelltes Faksimile sämtlicher Überbleibsel eines heutigen Mitteln erreichen läßt. Die Technik des Farben*
solchen Werkes der Wissensdiaft von Nutzen und den lichtdrucks arbeitet im wesentlichen mit photographischen
Freunden mittelalterlicher Kunst willkommen sein werde. Platten, die auf Grund der sogen. Farbenskala von ver*
Gerne ging ich daher auf den Vorschlag ein, den mir im ständnisvoll geführter Hand abgedeckt, „präpariert" und
Jahre 1913 die Herausgeber der „Seltenheiten in süd* abgedruckt werden. Aber das mechanische Verfahren ver*
deutschen Bibliotheken" machten, dieses Faksimile in ihrer läuft niemals mit solcher Sicherheit bis zum gewünschten
Sammlung erscheinen zu lassen, — eine Veröffentlichung, Ziel, daß nicht in der fertigen Auflage der Pinsel an ein*
wobei hinsichtlich der Leitung der Reproduktion mir die zelnen Stellen des einen oder andern Blattes noch nachhelfen
gleiche Aufgabe zufallen mußte, wie seinerzeit bei der muß. Ihn dabei mit Zurückhaltung zu leiten blieb auch bei
Herausgabe der Dresdener Bilderhandschrift. den vorliegenden Tafeln Gegenstand der Fürsorge des
Doch ein Unstern waltete über der Publikation. DenVer* Herausgebers,
lag hatte K. Kuhn in München übernommen. Die Repro* Wir treten jetzt an eine allgemeine Charakteristik des Die
duktion aller Blätter in Originalgröße sollte mittels Licht* Willehalm-Buches heran. Die im Cod. germ. 193 III der
und Farbendruckes hergestellt werden, die Lichtdrucke in Staatsbibliothek zu München vereinigten Stücke bezeichne sdu-ift.
der Kuhnschen Anstalt, die Farbendrucke in der litho* ich mit M<B1.> 1—8,die im germanischen Museum zu Nürn* ihr
graphischen Anstalt von Böttcher in München. Bis zum berg liegenden mit N 1104,1105, die Vorderseiten mit a,
Juli 1914 waren zwei Tafeln so fertig, daß man sie für reif die Rückseiten mit b. In gegenwärtiger Ausgabe ist nun
zur Herausgabe erachten konnte. Es sind die hier vor* t c\ t \ji l f \i • • xtt/io
, »r- r * TI ,-ir t i < .« r. . \a\A 1 — M 1 a = ehemals Meiningen Nr. 548a
hegenden 1 ateln II und V. Inzwischen hatte ich Proben
dieser Tafeln an Archive und Bibliotheken versandt, mit
der Bitte um Nachricht, falls sich etwa unter ihren Beständen
noch Seitenstücke zu den bis dahin bekannten Bruchstücken
vorfinden sollten. Leider waren alle Anfragen vergeblich.
Bestand.
II = M lb= „ „ „ 548b
HI = M2a= „ „ „ 550a
IV = M2b= „ „ „ 550b
V = M3a= „ „ „ 551a
An einigen Stellen hatte man sich durch mein Gesuch zu » VI — M 3 b— „ „ „ 551b
Nachforschungen veranlaßt gesehen. An den meisten fand „ VII = N 1104a
man sich nicht einmal zu einer Antwort bewogen. Nach „ VIII = N 1104b
Ausbruch des Krieges stellte K. Kuhn seine Arbeiten an „ IX = M 4 a=ehemals Heidelberg 362a 86 Bl. la