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Wolfram <von Eschenbach>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Bruchstücke der großen Bilderhandschrift von Wolframs Willehalm: farbiges Faksimile in zwanzig Tafeln nebst Einleitung — München, 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.14782#0021
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Taf.XVll. M 7a fehlen ungefähr sechs Blätter mit der weiteren
Schilderung der Schlachtereignisse bis zum Eingreifen Ter*
rameres (Abschnitt 39 v. 220-403 v. 12>. Die teilweise
zerstörten Verse in der Schriftkolumne bis zum neuen Ab-
schnitt sind zu ergänzen: [ßieinander unde diu ßr[isten
diet. der groze pu\neiz sicß do scßiet [unde der starke
ßracß der pusin. unde daz der tusent musten sin rot"
tu/nßes(TambuTm<z,vgl San Marte, Zur Waffenkunde 342,
A. Schultz, Höf. Leben21 362>, diu man da sfuc, da von
erwagete genuc Lacßant] daz wazzer unde der pfan,
[afs da der werde Gawan an Lit MarveiCe faß, sofcßes
ßißen\s Afytscanz nu pßaß. \men sacß da wund\er
gogefen (= gaukeln) {von tieren unde\ von vogefen [uf
manegem ße\fme veste, [ßoume, zwige] unde ir este mit
ßoste ge[ßor]ieret. da ßom gezimieret manicß [Sarrajcin
durcß wiße fon geyn des [sune v\on Naryßon. Diese

Nr.l. Schilderung ist in Nr. 1 mit der sich daran schließenden
zusammengefaßt. Der Text der letzteren, soweit schwer
leserlich, lautet: Der was sneffer, der was fazzer, ußer
Larßant daz wazzer ßurta, ßurta, ßurte, we da uz
manigem vurte [manec sunderstorje (= besondere Schar)]
sterßete <1. strebete), diu nicßt vofficficßen feßete, [unz]
der tacß ßrecßte diu nacßt, do ßom diu effentßafte macßt,
do ßerte diu s[ßar groze] geyn manege[m aneßoze], der
den touf[ßete ußerdecßet}. der puneyz <= Anprall) wart
vuffen recßet... In Nr. 1 durchstößt Terramer, der auf der
nächsten Schriftkolumne <s. unten) genannt ist, von rechts
an der Spitze der Seinigen reitend den roten Schild eines
französischen Ritters. Neben ihm ziehen, wie es 352,7 ver«
langt, „merrinder" <nach dem Verständnis des Zeichners
Ochsen, eigentlich aber wohl Elephanten) die zweiräderige
ßarrascße (404,14), worauf vier Götterbilder Cgote) stehen,
nämlich nach 358,12 f. Apoffe, Tervigant, Maßmete und
Kaßun. Die „Meerrinder" sind freilich nicht, wie der an«
geführte Vers will „gewappnet" und die „Götter" sitzen
nicht, wie es 352,4 heißt, auf „hohen Masten". Der Zeichner,
der hier nur eine Reminiszenz verwertete, durfte sich mit

Nr. 2. Abbreviaturen begnügen. Auch in Nr. 2 setzt sich der
Reiterkampf mit Terramer als Mittelpunkt fort. Aber die
Karrasche ist hier eyne ßfißen! Der Textabschnitt, ab*
weichend von der Vulgata, endigt in der Schriftkolumne von

Taf. M7b schon mit dem 26. Vers. Die Versfragmente bis

XVIII. danjn sind zu ergänzen: {und dar uf diu gote] ßeir, da
vur mit Terramer der ßuninc von Lanzesardin, der fiez
die gote oucß eyne s{in.] daz was der werde Kafiun, dem
vater vofgete da der sun micßef gerner dan den g{oten,\
der den Rin unde den Roten <= Rodanus) vierceßn nacßt
verswaf{te,\ de ne geßen so groze g{üsse nicßt] afso men

Nr.l. 7er ramer e [gießt]. Der fechtende Kronenträger in Nr. 1,
wo neue Schilde den Eintritt neuer Kämpfer anzeigen,
dürfte, nach seinem grünen Schild zu schließen, nicht sowohl
Terramer als den genannten Unterkönig vorstellen. Da er
lieber seinem Vater als den Göttern folgt, sind diese auch
diesmal nicht wieder zu sehen. Das Motiv des Hinweg«
reitens über die Leiber von gefallenen Rittern stammt aus
393,8 f. wie st den orsen streuten mit manegem gezi*
mierten man. Es wiederholt sich übrigens in 411,7,20 f.—

Nr. 2 eröffnet einen neuen Abschnitt der mit der Initiale Nr. 2.
und mit Umstellung der Verse 27 und 28 des Vulgata«
abschnittes 404 anhebt: Nocß was diu ßri{stenßeit ze wer]
der umße vfute eßt [af] daz ßer u.s.w. Im Kampfgewühl
spaltet ein Schwert den grünen Schild des sarazenischen
Kronenträgers von Nr. 1 — der einzige Fall, wo der Illu«
strator eine Begebenheit betont, ohne daß der benachbarte
Text einen Anlaß dazu bietet, möglicherweise um die Ein*
tönigkeit der Kampfszene zu mildern.

Damit enden diejenigen Bruchstücke, deren Beziehung Ausgang
zu bestimmten Bestandteilen des uns bekannten Gedicht« ..?es

über-

textes feststeht. Was wir von diesem noch weiter besitzen, lieferten
ohne daß Illustrationen aus der zerstörten Handschrift dazu Gedl*tes-
vorliegen, umfaßt Abschnitt 405 v. 15 bis 467 v. 23 <der
Leitzmannschen Ausgabe). Sie beschreiben das Ende der
zweiten Schlacht auf Alischanz und damit auch das Ende
mancher Heldenleben, denen der Dichter ehrende Nachrufe
widmet, die Wunder von Rennewarts Tapferkeit, der jedoch
nach der Schlacht vermißt wird, den Sieg der Christen und
die Flucht der Heiden, die Befreiung der gefangenen fränki«
. sehen Fürsten, den Abzug, den Willehalms Edelmut den
Besiegten gewährt. Aber nichts findet sich in diesen Stücken
des Gedichtes, so wenig wie in dessen früheren Abschnitten,
was sich verbinden ließe mit

M 8, wozu jeglicher Text fehlt. Auch bietet der kleine Taf. XIX.
Pergamentfetzen nur Reste von den zweiten und dritten XX'
Figurenreihen der Bilderkolumnen. Die ersten fehlen voll«
ständig. Die erhaltenen Figuren aber gehören unzweifelbar
der Willehalm-Geschichte an und zwar, wie Zeichnung
und Malerei beweisen, demjenigen Willehalm-Epos, das
in der großen Bilderhandschrift geschrieben stand. Auf der
Vorderseite M 8a <Taf. XIX) nimmt die Mitte von Nr. 2
die uns aus Taf. I, II bekannte Gestalt Wolframs von
Eschenbach ein. Er deutet in der eben daher bekannten
Weise gleichzeitig nach rechts und links, mit der rechten
Hand auf eine dem Anschein nach weibliche Gestalt mit
der linken auf eine ihm zugewandte männliche Figur, deren
rechtes Standbein in Kettenrüstung erhalten ist. Vermutlich
ist es dieselbe Figur, die in Nr 3 noch zur Hälfte sichtbar
ist, — Willehalm. Hinter diesem, gleichsam als ihrem Wort*
führer folgen, von einer ebenso kindischen wie späten Hand
entstellt, drei alte Bekannte: zuerst Willehalms Schwester, die
Kaiserin, dann der Kaiser, zuletzt Willehalms Mutter Irm«
schart. Auf der Rückseite M 8b <Taf. XX) stehen in Nr. 2
und 3 jedesmal rechts Alize und links der alte Heimerich
einander gegenüber in ruhigem Gespräch <Redegesten).
Aber in Nr. 2 sitzt oder liegt zu ihren Füßen ein Knabe,
nur mit einem roten Hemd bekleidet und dem Anschein nach
an den Knieen verwundet. Mit Ausnahme dieser Figur
sind alle anderen Personen an ihrer Tracht leicht zu er«
kennen. Ich kann nun über dieses Blatt nur wiederholen,
was ich schon in Abh.II 21 sagte: „Es wäre zwar vielleicht
möglich, mit mehr oder weniger Zwang zur einen oder
andern dieser Darstellungen einen Text in dem uns vor«
liegenden Willehalm-Epos Wolframs ausfindig zu machen.
Aber außerstande sehe ich mich schon, einen Text dort nach«
zuweisen, wozu jene Bilder in so naher Aufeinanderfolge
 
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