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Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0125
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selbst nicht schon in der Frühzeit, da die Strafe des Enthauptens
damals noch nicht mit dem Schwert vollzogen wurde (Todesstr.
123—127, 172), wohl aber im MA. In England wurde der Graf bei
seiner Einsetzung mit dem Schwert umgürtet (Du Cange s. v.
Gladius 2). In Deutschland war ein analoger Gebrauch das Über-
reichen des Schwertes bei der Investitur von Richtern, J. Grimm,
RAA I, 231, Zschr. f. Schweiz.R. NF. 1111081, Clm. 15701 (a. 1428)
fol. 225 a, Reuterbestallung a. 1570 art. CXIX. So auch in Italien
nach Min. in der Bilderchronik des Sercambi (um 1400), abgeb.
bei Salv. Bongi, Le chronache di Giov. Sercambi I 293. Aber viel
öfter und in unserm Bilderwerk immer, wiewohl der Text niemals
davon spricht, erscheint das Schwert als Symbol der peinlichen
Gerichtsbarkeit in der Hand des dem Hochgericht Vorsitzenden
Grafen. Zwar hat schon die Hs. Y ganze Bilderreihen entlang dieses
übergangen und in D und H hat es dann bei dem Mangel sein Be-
wenden behalten. O jedoch hat die Notwendigkeit des Grafen-
schwertes im peinlichen Gericht sorgfältiger beachtet. Im Kom-
mentar wird darauf aufmerksam gemacht. Gemeiniglich steckt das
Schwert in der Scheide und ist dann mit dem Gehänge umwunden
(s. oben 68). Immerhin findet sich, daß der Graf das nackte
Schwert aufrecht hält, D 15 a 5, H in TD. XIII 3, O 61 al, 64 a 4,
wie es auf Landfriedenssiegeln der König zu halten pflegt, Posse,
Deut. K. II Taf. 58 Nr. 2, 4, 61 Nr. 4, 8, 62 Nr. 1, 3—5, 63 Nr. 1, 6, 7
(alle 1307—1420). Ebenso schon auf Siegeln des kaiserlichen Hof-
gerichts v. 1236 und 1242 (Seyler, Gesch. d. Siegel 337) und
1406 des kaiserlichen Landgerichts des Burggraftums Nürnberg
(Seyler Fig. 351). In der Maness. Hs. fol. 219b (bei Kraus
Taf. 72) hält der dem Sängerstreit Vorsitzende Landgraf das in
der Scheide steckende Schwert aufrecht hinaus. Strenges und am
längsten nachweisbares Zeremoniell aber forderte, daß das Schwert
dem Richter auf dem Schoß liege, Bichtst. Ldr. 29, und so halten es
die Richterfiguren im Utrechter Psalter fol. 91b und in Clm. 13074
(12.Jahrh.) fol. 27b, 28a 8, der Graf von Freiburg auf dem S. 88
angeführten Sitzbild und Pribizlav von Rickenberg auf dem eben-

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