Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0179
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
In der Rechten hält sie wie in D eine Glocke, nicht wie Homeyer
a. a. O. meint, eine Klapper.

Der Stumme hält den linken Zeigefinger vor seinen Mund zum Der stumme
Zeichen, daß er nicht sprechen kann, was in Geneal. 235 noch
hätte angeführt werden sollen. Den Blinden charakterisiert in DW
nur noch der Stab, woran er geht; die Augen sollten wohl geschlos-
sen sein, worüber 0 keine Kontrolle gestattet. Mit der linken Hand
deutet er zurück auf den Stummen als seinen Schicksalsgenossen
(vgl. Handgeb. 206f.). Durchaus naiv-zeichenhaft der Hand- und
Fußlose.

Der „Misselsüchtige" (Aussätzige) kennzeichnet sich in D sofort Der Aussätzige
durch die Flecken in seinem Gesicht und an seinem Hals. Zu den
Füßen des Kranken steht sein Holznapf, der auch in der mittel-
alterlichen Literatur erwähnt wird. Geldstücke scheinen darin zu
liegen (in O ist er leer). Durch die Glocke macht sich der Aussät-
zige von weitem bemerklich. In älterer Zeit diente ihm dazu ein
Horn; vgl. die Darstellungen aus Cod. Epternac. fol. 52b in Jahrb.
d. Rheinlande LXX Taf.IV und bei Otte, Handb. 1477, aus Cod.
Egberti fol. 21b bei F. X. Kraus, Die Miniaturen des Cod. Egb.
Taf. XX und bei Heyne, Hausaltert. III 151, aus Clm. 4453 fol.
97b bei Vöge, Deut. Malerschule 73 (auch Photogr. Stbibl. PL
Nr. 1048), aus dem Gemäldezyklus zu Oberzell auf Reichenau eben-
da 72 und bei Baer-Kraus, Wandgemälde Taf.VI. Daher heißt
mhd. der Aussätzige horngibruoder. An die Stelle des Horns trat
später eine Klapper und wohl an die Stelle dieser endlich die
Glocke. Doch sprechen die Separationsriten öfter von der Klapper.
Auf einer französ. Miniatur des 13. Jahrh. bei Lacroix, Sciences
163 trägt der Leprosus Klapper und Schale. Ältere Bilder wie die
angeführten zeigen ihn unbekleidet. So auch Clm. 935 (Photogr.
Stbibl. PL Nr. 1617), Wandgem. des 12. Jahrh. in der Domkrypta
zu Aquileja bei Lankoronski Taf.XIX.Er wird also so wie inO
auch in X noch nackt dargestellt gewesen sein. Im Gegensatz dazu
dringen Gesetze und Separationsriten darauf, daß er sich mög-
lichst bekleidet halte. Die Nacktheit auf den Bildern dürften darum

163
 
Annotationen