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Kesselfang nicht mehr in einem kirchlichen Raum stattfinden
konnten. Schon seit dem IV. Lateran-Konzil 1215 war überhaupt
die Mitwirkung des Klerus bei diesen Gottesurteilen verboten und
partikularrechtlich dauerte sie nur in abgeschwächter Gestalt fort.
S.J.Franz, Die kirchl.Benediktionen II320, 326, aber auch die
Anweisung über das Eisenurteil bei Homeyer, Extravag. 242.

Auffällig ist die Alltagstracht, worin die Probanten sogar in O
erscheinen. Die ordines judiciorum Dei verbieten sie bei den ech-
ten Gottesurteilen. Der Beweisführer muß barfuß und nur mit
einem Hemd bekleidet das Eisen tragen oder in den Kessel greifen,
so auch auf der unten anzuführenden Lambacher Federzeich-
nung. Wahrscheinlich hat keiner der Zeichner des 14.Jahrh. das Ver-
fahren bei Eisenprobe oder Kesselfang mehriaus eigener Anschau-
ung gekannt, eine Vermutung, die durch 85 b 2 nur unterstützt wer-
den kann.

Schriftliche Zeugnisse über die Äußerlichkeiten bei Eisentragen
und Kesselfang s. bei Du Cange Gl. s. vv. Ferrum, Aquee ferven-
Andere Bilder tis Judicium, J. Grimm, II 569—582, F. Lieb er mann a.a.O.

III (Glossar) s. vv. Ordal, Eisenordal, Kesselfang, Bildliche Dar-
stellungen des Eisentragens: eine Federzeichnung rot und schwarz
im Cod. Lambac. 73 (1145—1169) fol. 72 (benedictio ferri in igne;
vor der Kirche reicht ein Ministrant des benedizierenden Priesters
das glühende, länglich viereckige Eisenstück auf einer Gabel dem
nur mit einem Hemd bekleideten Beweisführer in die offene
rechte Hand, während diesen eine Frauengestalt vom Zugreifen
zurückzuhalten sucht), faksim. bei Zeumer a. a. O.Tab.III (da-
zu s. Svarzenski, Salzburg. Malerschule I 156); — ferner Ge-
mälde des Dierk Bouts g. 1475, ehemals im Rathaus zu Löwen,
jetzt im Mus. zu Brüssel (ohne Quellenwert, Legende vom unschul-
dig enthaupteten Grafen; seine Witwe kniet, kostbar gekleidet, vor
K. Otto III. mit dem Haupt ihres Gatten in der r. und dem glü-
henden, länglich viereckigen Eisen in der 1. Hand), in Lichtdr. v.
Hanfstaengl PL Nr. 16, Abb. bei E. Heidrich, Altniederländ.
Malerei Nr. 59, Reber u. Baiersdorfer, Klass. Bilderschatz

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