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Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0271
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Typische Repräsentanten der beiden im Text genannten Per- Leul°se
sonenklassen sind dem Illustrator das Pfaffenkind und die Diebin,
jenes mit Rücksicht auf Ldr. III 45 § 9, diese mit Rücksicht auf
Ldr. 139, II 13 §1, III 28 §2. Warum aber die Diebin und nicht
der Dieb? Ich denke: er braucht eine Person, die wegen Diebstahls
nicht zum Tod geführt wird, sondern, wie der Text es fordert, nur
rechtlos ist. Das würde zutreffen bei kleinem Diebstahl, wie ihn
eine Frau begeht, die etwa eine Gans stiehlt. Eine solche Diebin
steht vor Gericht; ihre Hände sind kreuzweis, die gestohlene Gans
ist ihr auf den Rücken gebunden (vgl. oben 13 a 5 und die Erörte-
rung unten zu 34 b 5). Das Pfaffenkind ist unter den unehelich
Geborenen Typus des Rechtlosen. Fig. 3, das Mädchen, ist durch
die Kleinheit seiner Statur als „Kind" gekennzeichnet. Die hinter
ihm stehenden Personen, der Pfaffe und seine Regleiterin, geben
durch ihre Handbewegungen kund, daß das Mädchen ihr Kind
ist, insbesondere der Pfaffe, indem er (so in der ursprünglichen
Komposition) seine Hand auf den Kopf des Kindes legt (eine Art
Restätigungsgebärde, vgl. Handgeb. 247). Das Kind weist mit sei-
ner R. auf die vor ihm stehende Diebin zum Zeichen, daß es mit
ihr demselben Rechtssatz des Textes untersteht {Handgeb. 206 f.).
Der Graf hat wieder das Schwert auf seinem Schoß, um über eine
kampfwürdige Sache richten zu können. Durch den Gestus seiner
r. Hand versagt er der rechtlosen Partei Vertretung durch einen
Vormund. Vgl. die Richterfiguren in Nr. 3—5.

5. Zu Ldr. I 48 § 2: Lame lute — der is tun wolle. i4b(Taf.28)5.

Farben: 1) Rock des Gewappneten blau, Reinkl. gelb, Schild
gelb mit weißem Stachel; — 2) Rock mi-parti in Rot und Grün,
Reinkl. gelb; — 3) Graf wie sonst. Rildbuchstabe L golden mit
Mennigumrissen.

= W20 §5, 0 25 b 2 mit dem Unterschied, daß der Stelzfüßige
sich nicht rückwärts wendet und mit dem 1. Zeigefinger auf den
Grafen deutet, der Kämpe fast ruhig dasteht und sein Schildbuckel
kugelförmig aussieht.

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