Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0402
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
gehören an ein Relief im Münster zu Basel, wo der h. Vincentius
nackt an eine Säule gebunden ist und die Geißelhiebe von zwei
Männern erdulden muß, und eine Miniatur im Zwiefaltener Passio-
nale zu Stuttgart (bei A. Boeder, Das stuttg. Passionale Abb. 91),
wo an die Stelle der Geißel schon der Reiserbesen getreten ist.
Eine ganz ähnliche Zeichnung findet man im Hortus deliciarum
ed. Straub pl. LXIII. Aus einer Zeit, die sich nicht allzuweit von
unserm Bilderwerk entfernt, nenne ich eine Tafel im Gemälde-
zyklus der Quirinuslegende (um 1470) in der Gal. zu Schleißheim
Nr. 72, wo auf den an eine Säule gebundenen und entkleideten
Heiligen ein Scherge mit einem Besen und zwei andere mit Stöcken
einhauen, eine kolor. Federzeichnung in Cod. Palat. germ. 144
(Bartsch Nr. 86) fol. 323, wo die h. Juliana entkleidet an der
Staupsäule, die Rutenhiebe von zwei Männern empfängt, einen
Holzschnitt im Passional des Sensenschmidt (1475) Sommert, fol.
136 b, wo zwei fast ganz nackte und an eine Säule gebundene Män-
ner von zwei andern mit Rutenbündeln geschlagen werden. Ließe
sich bis daher noch an entscheidenden Einfluß kirchlicher Kunst-
tradition denken, so entfällt jede derartige Vermutung bei profanen
Stücken, die ebendarum für den Rechtsantiquar viel belangreicher
sind. Zunächst ist noch an die oben 349 erwähnte Zeichnung in
O 43b 3 zu erinnern. Hieran reihen sich 0 64b 3 und H 12b 6 (TD.
XIV 5), wo ein am Oberkörper entblößtes Weib an einen Pfahl ge-
bunden steht und unter der Schere eines Mannes ihr Haar ver-
liert, während ein anderer sie mit dem Besen streicht (s. unten
bei 36b 6). Ebenfalls schon S. 349 erwähnt sind die aus diesen
Zeichnungen abgeleiteten zu Liegnitz und Görlitz: an einen Schaft
der Initiale N gebunden steht der Sträfling dort, nur mit einem
Lendentuch bekleidet und schreiend, hier halbnackt unter den
Streichen, die ihm der Henker mit einem mächtigen Reiserbesen
versetzt. Erwähnt wurde endlich S. 349 die kolorierte Federzeich-
nung im Zwickauer Rb. (a. 1348): hier ist der zwar mit einem
Kittel bekleidete, doch am Rücken entblößte Sträfling unter den
Hieben des Reiserbesens, die ein Henkersknecht nach ihm führt,

386
 
Annotationen