Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Eike <von Repgow>; Amira, Karl von [Hrsg.]
Die Dresdener Bilderhandschrift des Sachsenspiegels (Band 2) — Leipzig, 1925

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22099#0442
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Wuttke, Volksabergl.3 86, A. Franz, Die kirchl. Benediktionen

1 4061, II 133). Den Walburga-Tag (1. Mai) symbolisiert in H ein
grüner Baum, in O ein Zweig, weil an diesem Tag Zweige an die
Türen gesteckt werden, Wuttke 89, Weber Sp. 17. Unbezeichnet
blieb in X, H und O der Johannistag. Dem Bearbeiter von D ge-
nügte die Bezeichnung der Termine in seiner Vorlage nicht. Er
vermehrte die Heiligenfiguren. So bekam er Zeichen für den 1. Mai
(Walburga) und den 24. Juni (Johannes d. T.). Für das wichtige
Marienfest zog er den bloßen Symbolen, die nicht einmal sehr
deutlich waren, die Gestalt der Gottesmutter vor, ebenso für den
Tag von St. Urban, Bischof von Langre, die Gestalt eines segnen-
den Bischofs, die auf den Patron des Weinbaus paßte, während das
Symbol von Beil und Block höchstens verständlich war, wenn man
mit dem Bischof den gleichnamigen Papst verwechselte (Geneal.
331 Nr. 2). Er hat sich bei diesen Figuren gegebenen Vorbildern
angeschlossen. Thronende Marien mit dem Jesusknaben auf dem
Schoß waren zu seiner Zeit allgemein verbreitet. Viele Beispiele bei
E. Lüthgen, Roman. Plastik in Deutschland. Der Täufer mit dem
Agnus Dei in der Scheibe ist ein bekannter Typus in der mittel-
alterlichen Kunst. Dasselbe gilt von der den Drachen bändigenden
Margareta (Bd. I Einleitg. 22). Dem Zeichner von D war die Teu-
felsfesselung zu skurril, die Teufelserscheinung zu grotesk. Seiner
Sinnesart behagte besser die statuarische Gestalt der Heiligen1). —
Im übrigen ist zu den abgebildeten Sachen noch anzumerken: der
„Zins", der am Bartholomäustag fällig wird, liegt gemäß seiner
Grundbedeutung in Gestalt von gezählten Geldstücken auf dem Tisch,
während die „Pflege" in Naturalabgaben, wie z. B. Eiern geleistet
Wird, was lehrreich für die Bedeutung des Wortes, wenn es im
Gegensatz zu Zins gebraucht wird (Beispiele bei Hai tau s Sp. 1482).
Der „Fleischzehnt" erscheint, wie es der Text fordert, nur in D in

2 Formen: Naturalabgabe in Nr. 6 von D, als Geldzins in Nr. 7, der
Zehnt von „geschocktem" Korn nicht in D, wo er vergessen ist,

*) Auch in dem angef. Einblattdruck eines Bauernkalenders v. 1567 bezeichnet die
Jungfrau mit dem Drachen den Margaretentag.

426
 
Annotationen