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Amsler und Ruthardt (Firma); Retberg, Ralf von [Sammler] [Hrsg.]; Retberg, Ralf von [Bearb.]
Versteigerungskatalog / Amsler & Ruthardt: Katalog der berühmten Dürer-Sammlung des verstorbenen Herrn Ralf von Retberg auf Wettbergen: Versteigerung zu Berlin, Donnerstag den 4. März und folgenden Tag ... — Berlin: Amsler & Ruthardt, Nr. 33.1886

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https://doi.org/10.11588/diglit.28722#0008
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Es beginnt jetzt derjenige Abschnitt seines Lebens, in dem er die
schon früh hervorgetretene Neigung zur Malerei und zu kunstgeschichtlichen
Studien so recht con amore pflegen konnte. Noch als Offizier in Hannover
hatte er das erste Dürerblatt (das grosse Pferd in Kupferstich, Bartsch 97)
erworben; jetzt — nach 1846 — begann er die Werke des grossen Meisters
systematisch zu sammeln. Blätter, die er bereits besass, wurden immer
wieder gegen bessere ausgewechselt, wenn sich dazu Gelegenheit bot.
Die grossen Kunsthandlungen in Frankfurt a. M., Berlin, Leipzig und
München haben ihm manch’ schönes Blatt verschafft, auch fand man ihn,
oder wenn es seine Gesundheit nicht gestattete, seine Gemahlin in jeder
Kunstauction, wo „Dürer“ zum Verkauf standen. Ueber die Erfolge seines
Sammeleifers giebt der vorliegende Katalog genügenden Aufschluss.

Die hervorragenden Verdienste, die sich Retberg durch stylgerechte
Ergänzung des nur unvollkommen erhalten gebliebenen Blattes mit dem
Rogendorff'sehen Wappen im germanischen National-Museum, durch die
künstlerische Wiedergabe seltener, namentlich heraldischer Arbeiten Dürers
und durch kritische Sichtung und Bearbeitung aller bekannten Dürerblätter
erworben hat, sind allgemein bekannt. Seine Schrift „Dürers Kupferstiche
und Holzschnitte“ (München 1871) ist für Gelehrte und Liebhaber ein
schätzbarer Führer. Die überaus zahlreichen anderen Schriften aus seiner
Feder hier zu benennen, würde zu weit führen, viel weniger würde ich
im Stande sein, das reiche Geistesleben des Verewigten und dessen, alle
Gebiete der Kunst und des Wissens umfassende schriftstellerische Thätig-
keit zu schildern. Leider sind die weitaus zahlreichsten, vielleicht auch
die kostbarsten Früchte seines Schaffens Manuscript geblieben.

In den letzten Jahren seines Lebens fasste Retberg den Entschluss,
sich von seiner geliebten Dürersammlung zu trennen, zu welchem Ende er
sich eine Copiensammlung anlegte. Leider waren ihm durch sein vieljähriges
gichtisches Leiden die Finger so steif geworden, dass ihm die Copien nicht
mehr nach Wunsch glückten. Ebenso ging es ihm mit zweien, noch im
Jahre 1883 begonnenen Bildnissen, •— denn nie hat Retberg die Malerei,
zu welcher ihn die Neigung von seiner frühesten Jugend an trieb, gänzlich
aufgegeben.

In seinem Leben und nach seiner Gesinnung ein echt deutscher Mann
bis an sein Ende, starb Retberg zu München am 12. März 1885.

Schliessen wir mit seinen eigenen Worten: „Du und was Du gedacht,
gearbeitet und geleistet hast, behält darum doch sein ewiges Leben“.

F. Warnecke.

BERLIN, im Januar 1886.

Obigen warmen, beredten Worten haben wir nur Weniges in Bezug
auf den vorliegenden Katalog hinzuzufügen.

Abweichend von der sonst üblichen Trennung der Werke Dürers in
Kupferstiche und Holzschnitte und der Sonderung nach Darstellungen haben
wir die von dem Sammler selbst angeordnete und in seinem Buche über
 
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