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Amsler und Ruthardt <Berlin> [Hrsg.]
Versteigerungskatalog / Amsler & Ruthardt: Das radierte Werk von Daniel Chodowiecki: fast vollständig in vorzüglichen alten Abdrücken, darunter Ätzdrucke, Probedrucke und die grossen Seltenheiten, Handzeichnungen, eigenhändige Briefe insbesondere die umfangreiche Korrespondenz an die Gräfin von Solms-Laubach ; Versteigerung zu Berlin 27. Oktober [1903 ff] — Berlin, Nr. 69.1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.16353#0057
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BRIEFE.

51

7 Briefe vom 13. Juni 1 785 bis 25. März 1 786. 46 p.

Berichtet unter anderem über den Tod seiner Frau, Radierversuche des Sohnes.
Zeichnet E. v. d. Recke, malt Familienbilder. Urteile über Oeser und Bause,
über E. 494, 565. Akademiereform; Schubart's Befreiung. Arbeitsüberhäufung.
Einzelne Stiche vollständig vergriffen.

3 Briefe vom 14. Juni bis 23. Oktober 1 786. 48 p.

Berichtet unter anderem über die Arbeitsfreudigkeit Friedrich II. und den Ein-
druck von seinem Tode. Vorbereitung und Eröffnung der Kunstausstellung.
Eingehende Kritik der ausgestellten Kunstwerke. Niedriger Stand der Akademie.
Urteile über Angelika Kauffmann. Winke für Miniaturmalerei.

5 Briefe und ein Brieffragment vom 9. Januar 1787 bis 2. Oktober 1790. 42 p.

Unter anderem Klage über Nachstecher. Entstehung von E. 572. Verzeichnet
E. 528—571, 581, 585—587, 589—593, 598, 599. Verurteilung der Punktier-
manier als seicht.' Erwähnt Oelgemälde: Wochenstuben, Conversationsstücke,
Schachspielende Gesellschaft, Malstube. Auslührliche Kritik der Kunstausstellung.
Verfertigt während seiner Krankheit E. 616 — 633, 638.

5 Briefe und ein Brieffragment vom 2. August 1791 bis 24. Oktober 1 795. 56 p.

Unter anderem ausführlicher Ausstellungsbericht. Urteil über Entwürfe für ein
Denkmal Friedrich II. Erklärung von E. 57 4, 575, führt E. 639—661 mit
Preisen an, erwähnt E. 696, 727—732, 761—768. 797—820. Kondoliert zum
Tode des Prinzen Hohenlohe. Abfällige Kritik über Cunningham — Cunego's
Parade. Erzählt von seinen ersten Radierversuchen, Winke für das Radieren.
Seine Abstammung von Polen und Refugies. Ueber Madame Vigee-Lebrun.

Die vorstehenden Briefe bilden die zweitgrösste bekannte Briefsammlung des
Künstlers. Sie enthalten eingehende Besprechungen seiner Stiche, sowie der
Berliner Kunstereignisse, intime Schilderungen der Vorgänge in seiner Familie
und spiegeln in ihrem herzlichen, natürlichen Ton auch den Charakter Chodo-
wiecki's als Mensch trefflich wieder.

Wir lassen hier einen dieser Briefe aus dem Jahre 17 84 wörtlich folgen und
beschränkten uns darauf, den wichtigsten Inhalt der übrigen Briefe summarisch
zu skizzieren.

„Meine vortreffliche Gräfin!

Alle Ihre Briefe haben mir immer viel Freude gemacht, aber keiner
soviel als der letzte vom 17. v. Monats; ich war oft um Ihre Gesundheit und
Ihr Leben besorgt gewesen; Ihr langes Stillschweigen befremdete mich — und
nicht ganz ohne Grund. Aber Gott Lob, dass das Uebel überstanden ist, die
Folgen davon werden sich auch wieder verlieren. Ihrem lieben Briefe sieht
man es nicht an, dass er mit geschwächten Augen geschrieben ist, eben die
geistvolle Leichtigkeit der Hand, wie sonst.

Ich soll bald wieder schreiben. — Morgen ist der erste Posttag. nach-
dem ich diese Aufforderung empfing, sonst hätte ich wohl die Antwort der
D He Nohren abwarten sollen, sie hat Ihren Brief schon in Händen.

Ist's nicht eine Schickung der gütigen Vorsehung, dass sich, und auf so
lange Zeit, so viele Fremde in dem Hause meiner liebenswürdigen (aber zum
Schaden ihrer Gesundheit viel zu eifrigen) Künstlerin einquartiert haben? Sie
haben mich oft um Ihre Gesundheit besorgt gemacht, wenn Sie mir die Anhalt-
samkeit Ihres Fleisses beschrieben. Glauben Sie mir, meine vortreffliche
Freundin, ein zarter weiblicher Körper hält das nicht aus, was ich mich von
dem meinigen zu fodern traue. Aber sollte diese Gesellschaft, worunter es
vielleicht reizende Stellungen und Gestalten giebt, nicht doch auch zum besten
der Kunst etwas beitragen können?, wenn Sie diese Gestalten und Stellungen
zuweilen mit dem Crayon unbemerkt abstehlen?, dergleichen Studien hab ich
sehr viele und mit grossem Nutzen gemacht.

Aber auf die Art wie Sie, meine liebenswürdige kleine Eigensinnige, bin
ich nicht zu dem geringen Grad der Vollkommenheit in der Kunst gekommen;
ich müsste viel Zeit übrig haben, wenn ich in 14 Tagen keinen Crayon an-
rühren wollte, weil mir die Arbeit nicht nach Wunsch gelingen wollte. So
geht's nicht. Gerät es heute nicht, so muss man's morgen wieder versuchen,
nicht eben mit derselben Sache, mit etwas anderem — nur muss man sich

Amsler & Ruthardt, Berlin W. 64.

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