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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0032

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Alexanderzeit zuschreiben. Und in der Tat legt die Beobachtung, daß hier Aus-
drucksmittel verwendet wurden, die der Malerei eigentümlich sind (s. o. S. 21),
die Annahme nahe, daß dieses Gruppenschema aus der Malerei stammt. Dies
ist zugleich die beste Erklärung für die viermalige unabhängige Wiederholung
der Gruppe. Bemerkenswert ist, daß das hellenistische Relief aus Lecce den
malerischen Ausdrucksmitteln anders gegenübersteht als das römische am Julier-
grabmal. Das Motiv des zurückgeworfenen Pferdekopfes blieb zwar auf beiden
erhalten. Die diagonale Stellung ist aber vor allem auf dem Julierfries zu be-
obachten. Auf dem Fragment in Budapest ist sie entsprechend der Reliefform77
in eine stärker flächenparallele umgewandelt worden, bleibt aber gleichwohl
spürbar.

In der Bestimmung der Kunstgattung, in der das Schema erfunden wurde,
hatte Hekler also recht. Die Datierung in die Alexanderzeit läßt sich aber, wenn
man die sperrige Form des linken Pferdes ins Auge faßt, nicht aufrecht halten.
Überhaupt erscheint die Gruppenkomposition im hellenistischen Sinn sehr fort-
geschritten. Dies Auseinanderprallen und Sich-Gegeneinanderwenden zu gleicher
Zeit, die rotierende Bewegung innerhalb der Gruppe, das ganze höchst ver-
wickelte Kräftespiel ist vor dem Hochhellenismus nicht gut denkbar. Das Ge-
mälde, auf das die Gruppe zurückgeht, gehört also nicht mehr in die Alexander-
zeit. Es wird nicht weit vor dem Relief aus Lecce entstanden sein, das wegen
seiner Nähe zum Aemilius-Paullus-Fries in die ersten Jahrzehnte des 2. Jahr-
hunderts zu datieren ist.

Die Zweireitergruppe der Sarkophage geht über die hochhellenistische Grup-
penkomposition noch hinaus, erstens weil sie das komplizierte Motiv des Fallen-
den einfuhrt, und zweitens in der Behandlung des Raumes: In der Gruppe der
Sarkophage sind die Pferde so angeordnet, daß sie auf gleicher Höhe neben-
einander erscheinen. Bei der anderen sind sie schon fast aneinander vorbei-
gesprengt, so daß sich nur noch die Hinterteile überschneiden. Dadurch kommen
die beiden Reiter hier in eine Flucht parallel zur Bildebene; die durch die Kampf-
richtung der beiden bezeichnete Linie, welche die Hauptdiagonale der Gruppe
durchkreuzt, verläuft also nicht selbst wiederum diagonal zum Grund, sondern
parallel. In der anderen Gruppe beugt sich der siegreiche Reiter aus dem Grund
heraus. Diese Bewegung schneidet die Hauptdiagonale durch eine Nebendiago-
nale, die von dem nach hinten führenden Bein des Galliers begleitet wird.

Abgesehen davon wird der Raum auch durch die Staffelung stärker erfaßt als
durch die Nebeneinanderstellung mit teilweiser Überschneidung. In diesem Fall
sieht man die Figuren nebeneinander, auch wenn es sich um solche handelt, die
gegen den Grund bewegt sind. Im anderen Fall aber muß man sie hintereinan-
der sehen und bekommt so einen stärkeren Eindruck der Räumlichkeit.

Durch dies Verhältnis zu der hochhellenistischen Vorstufe wird also die oben
S. 29 angenommene Datierung des Vorbildes der Zweireitergruppe in den jünge-
ren Hellenismus bekräftigt.

Verwandte Typen

Zu klären bleibt noch das Verhältnis zwischen dem vom Pferde fallenden Gal-
lier dieser Gruppe und einigen verwandten Typen auf römischen Denkmälern,

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