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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0035

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vom Pferde schlüge. Das kann aber nicht die originale Form sein; denn die
Amazone holt eben zum Schlag aus und könnte jetzt den Fallenden nicht mehr
erreichen. Dieser Schlag muß einem anderen gelten. Offenbar dem Griechen, der
sie in diesem Augenblick von links her angreift. Raffael, der das Gruppenschema
in seiner durch Giulio Romano ausgeführten Konstantinschlacht90 verwandt hat,
erkannte die Unstimmigkeit der Darstellung auf den Sarkophagen. Er ließ den
zweiten von links herankommenden Gegner fort und gab dem siegreichen Rei-
ter, den er aus der Amazone gemacht hatte, eine Lanze in die Hand, so daß dieser
den Gegner auch im Sturz noch erreichte.

Merkwürdig unbestimmt ist auf den Sarkophagen die räumliche Darstellung
in dieser Gruppe.

Die vor Augen geführte Phase des Kampfes verlangt, daß sich die beiden
Pferde parallel bewegen. Nun befindet sich auf den betrachteten Sarkophagen
außer auf den beiden attischen in Harvard und Ephesos rechts von der behandel-
ten Gruppe eine von Redlich Taf. 12 mit L bezeichnete Gruppe, in der eine Ama-
zone über einen gefallenen Griechen nach vorn kommt. Wegen der übereinstim-
menden Aussage von vier Sarkophagen scheint dies die originale Gruppenabfolge
gewesen zu sein. Die Amazone der Gruppe L schiebt das Pferd links neben sich
nach hinten zurück, so daß die Amazone der Grupe B4 schräg nach rechts in den
Grund hineinsprengt. Entsprechend müßte dann das Pferd des stürzenden Grie-
chen bewegt sein. Am deutlichsten wird das auf dem Vatikanischen Sarkophag
Robert, SR. II 80. Zugleich läßt sich erkennen, wie nah die Amazonengruppe der
Barbarenkampfgruppe steht.

Eine Hauptdiagonale, durch die auf gleicher Höhe befindlichen Pferde darge-
stellt, wird von einer steilen Nebendiagonale kräftig durchkreuzt, die sich in dem
Körper des gleichsam aus dem Bilde Fallenden ausdrückt. Diese Gruppe wirkt
freilich dadurch noch raumhaltiger als die andere. Sie geht bis an die Grenzen
des Möglichen. Auch Carravaggio hat mit seiner Bekehrung Pauli01 nicht mehr
erreicht. Die Erfindung dieser Gruppe ist ausschließlich in Malerei denkbar. Wie
unmöglich noch die Kopie im Relief wirkt, davon kann man sich vor den Sarko-
phagen selbst leicht überzeugen. Geht man etwas näher heran, so erscheint der
Stürzende auf die lächerlichste Weise zusammengedrückt. Die Konzeption ist
zu sehr malerisch. Der Maler, dem diese Erfindung zuzuschreiben ist, muß mit
dem, von dem die Zweireitergruppe der Schlachtsarkophage stammt, zusammen-
genannt werden. Vielleicht war er derselbe913.

DIE GRUPPE MIT DEM SICH SELBST TÖTENDEN ANFÜHRER

DER BARBAREN

Rechts neben der betrachteten Zweireitergruppe findet sich auf den Sarkopha-
gen A., T. und D. und auf L. fast am linken Rande eine Gruppe, die schon zu
vielen Diskussionen Anlaß gegeben hat92: Ein Reiter auf nach rechts galoppieren-
dem Pferd greift einen zu Boden sinkenden mit Lanze oder Schwert an93. Auf
L. sind von dem zu Boden Sinkenden nur noch die Beine zu sehen, das Übrige
ist durch eine andere Figur überschnitten. Auf T. und D. ist die Gruppe durch

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