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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0037

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fanden. Zu dem Pferd des vorgeneigten Reiters im Besonderen bleibt noch eini-
ges zu sagen. Es bewegt sich diagonal nach rechts in den Grund hinein und wirft
den Kopf nach links zurück. Wir haben oben (S. 24) bereits einige Beispiele ken-
nengelernt, wo ein Pferd nach links in den Grund hineinsprengt und den Kopf
nach rechts zurückwirft: ein reiterloses Pferd auf dem Aemilius-Paullus-Fries in
Delphi04, das linke Pferd aus der Zweireitergruppe des Friesstücks aus Lecce95
und das entsprechende Pferd in der Wiederholung dieser Gruppe auf dem Nord-
ostfries des Julierdenkmals98. Diese Pferde sind dem Pferd des vorgeneigten Rei-
ters vergleichbar. Wir wurden oben zu der Annahme geführt, daß dieser Pferde-
typus aus der hellenistischen Malerei stammt. Das läßt sich hier durch folgende
Beobachtungen bestätigen: Ein nach links in den Grund hineinsprengendes Pferd,
das den Kopf nach rechts zurückwirft, kommt auf einer aus dem 2. Jahrhundert
stammenden, den „megarischen Bechern" verwandten Kanne97 aus Südrußland in
der Ermitage vor. Der Zusammenhang dieses Pferdes mit den übrigen Figuren
der Kanne, Kriegern und Kentauren, ist lose. Das Pferd springt über ein am
Boden liegendes verkürzt gezeichnetes Rad hinweg. Durch die Darstellung auf
der Kanne ist das nicht begründet. Das Vorkommen des Rades beweist also, daß
das Pferd aus einem größeren Zusammenhang stammt, in dem offenbar Streit-
wagen dargestellt waren. Nun gibt es im Haus des Loreius Tiburtinus98, das
bei den Nuovi Scavi in Pompeji zutage gekommen ist, einen gemalten Fries
mit der Darstellung der Schlacht vor Troja. An der Nordwand des Oecus tricli-
niare sieht man Patroklos auf einem Streitwagen, der von Achills Rossen Xan-
thos und Balios gezogen wird. Sowohl dem Patroklos als auch den Pferden ist
der Name in lateinischen Buchstaben beigeschrieben. Links ist ein Haufen Ge-
fallener dargestellt. Mehrere Schilde liegen verstreut am Boden. Das linke, als
Xanthos bezeichnete, hell gemalte Pferd setjt über einen von ihnen hinweg.
Rechts ist die Szene durch eine Felskulisse abgeschlossen. Das Pferd Xanthos ist
ebenso gebildet wie das Pferd auf der südrussischen Kanne. Offenbar stammen
beide aus einem ähnlichen Vorbild, nur ist bei der Benutjung des Vorbilds für
einen Keramikstempel das Wagenrad unter das Pferd geraten, oder es ist aus
dem Schild, über den Xanthos hinwegseht, ein Rad geworden.

Jedenfalls ist durch diese Beobachtungen die Existenz eines hellenistischen
Gemäldes gesichert, in dem der Typus eines nach links in den Grund hinein-
sprengenden Pferdes vorkam, das den Kopf nach rechts zurückwirft.

Ein Pferd, das wie auf den Schlachtsarkophagen sich nach rechts in den Grund
hineinbewegt und den Kopf nach links zurückwirft99, begegnet auf folgenden
Amazonensarkophagen:

1. Rom, Capitol. Robert, SR. II 77.

2. Rom, Pal. Salviati. Robert, SR. II 79.

3. Rom, Vatikan. Robert, SR. II 80.

4. Rom, Villa Albani. Robert, SR. II 82.

5. Paris, Louvre. Robert. SR. II 81.

6. Ince, Blundell Hall. Robert, SR. II 83.

7. Mazzara. Robert, SR. II 86.

8. Venedig. Robert, SR. II 87.

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