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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0038
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9. Harvard, Fogg-Arts Museum 1899. 9AC.

Rodenwaldt, Jdl. 45, 1930, 162 Abb. 41.
Ellis, Harvard Studies 47, 1936, 126.
Redlich 49 Taf. 3.
Photo im Arch. Seminar Marburg.
10. Ephesos

Keil, ÖJh. 17, 1914, 133 Anm. 1.
Ders., ÖJh. 27, 1932 Beibl. 68 Abb. 48.

Das ledige, schräg nach rechts in den Grund hinein bewegte Pferd wird von
einem hinter ihm stehenden, vom Rücken gesehenen Griechen am Zügel gepackt
und, obwohl es sich hochbäumt, nach links herübergezogen, so daß es in dem
gleichen Motiv erscheint, wie das Pferd auf den Galliersarkophagen. Robert100
nahm an, diese Gruppe stamme im Zusammenhang mit einer von rechts an-
greifenden Amazone, wie sie auf Robert, SR. II 77 begegnet, von einem Rund-
werk, das in einer anderen Ansicht auf den Sarkophagen Robert, SR. II 69, 70,
71c, 74, 75, 76 kopiert sei101. Nun erscheint aber die Gruppe in dieser Weise nur
auf Robert, SR. II 77. Auf sechs Sarkophagen, nämlich Robert, SR. II 79, 80, 81,
82, Harvard und Ephesos, findet sich dagegen rechts von dem betrachteten Pferd
eine Gruppe, in der eine Amazone sich gegen den Angriff eines berittenen Grie-
chen wehrt. Mit dem Schild versucht sie, den Stoß seiner Lanze aufzufangen, ein
Schwert schwingt sie in der Rechten. Sie breitet bei ihrer Bewegung die Arme
in eigentümlicher Weise aus, als ob sie sich erst in diesem Augenblick gegen
den heransprengenden Feind umgewandt hätte. Der gleiche Zusammenhang war
wohl auch auf einem Sarkophag in Ince Blundell Hall, Robert, SR. II 83 dar-
gestellt, wo links neben dieser Amazone das rechte Vorderbein eines Pferdes er-
scheint, das nur zu dem ledigen Pferd gehört haben kann. Dies scheint die origi-
nale Abfolge der beiden Gruppenschemata gewesen zu sein. Jedenfalls verliert
durch diese Beobachtung die Annahme Roberts jede Wahrscheinlichkeit.

Wahrscheinlicher ist, daß auch diese Gruppe wegen ihrer Verwandtschaft zu
den oben aufgezählten Pferden aus der hellenistischen Malerei stammt101a. Das
Gleiche gilt von demPferd des vorgeneigten Reiters auf den Schlachtsarkophagen,
das dem Pferd der Amazonensarkophage überaus ähnlich ist.

Es bleibt noch das dritte Aufbauelement des behandelten Reiters zu unter-
suchen, das Sich-Vorbeugen. Es kommt bereits in der klassischen Kunst des
4. Jahrhunderts am Maussolleion von Halikarnaß vor. Die Amazone 27 auf
Platte 1013102 im Britischen Museum neigt sich hinter dem Hals des nach links
sprengenden Pferdes vornüber und sticht mit der Lanze nach einem ins Knie
Gebrochenen, der das linke Bein gerade abstreckt. Nur der linke Oberschenkel
ist von ihm erhalten. Er ist ähnlich vorzustellen wie der Unterliegende vom
Dexileosgrabmal103. Im Unterschied zu dem Reiter der Sarkophage reitet die
Amazone nach links. Sie beugt sich also nicht vor, sondern hinter dem Hals des
Pferdes nach vorn. Das Motiv ist aber das gleiche.

Die Gruppe 26/27 gehört zu den erstaunlichsten und fortgeschrittensten Lö-
sungen des Raumproblems am Maussolleion104. Denn das Klassische an den
Maussolleionfriesen ist das organische Verhältnis von Figur und Reliefgrund105.

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