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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0042

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lehnte sich mit seinem Oberkörper hinter den Pferdehals. Der Reiter der Schlacht-
sarkophage sprengt nach rechts auf den Hintergrund zu, sein Körper erscheint
vor dem Pferd. Dadurch bietet er eine neue Möglichkeit, die verkürzte Rücken-
ansicht, und auf die kommt es hier vor allem an.

Der Sarkophag A. hat darin das Vorbild am treuesten überliefert. Das geht
aus dem merkwürdig unorganischen Verhältnis hervor, in dem sich der Reiter
zu seinem Pferd befindet. Die Beziehung zwischen beiden ist eigentlich illuso-
risch. Der Reiter sitjt mehr im Leib des Pferdes als darauf und würde auch diese
Rückenansicht nicht bieten, wenn das Pferd, wie es scheint, nach rechts aus dem
Grunde hervorkäme. Wollte man ihm ein passendes Pferd unterschieben, so
müßte man ein diagonal in den Grund hineinsprengendes nehmen. Das ist ge-
rade die Anordnung, die aus den drei anderen Beispielen für das Pferd des
Vorbildes zu erschließen war (s. o. S. 34 f.). Die Stellung des Pferdes ist klas-
sizistisch verändert. Der Reiter dagegen hat diese Veränderung nicht mitgemacht,
wie aus dem Mißverhältnis zwischen ihm und dem Pferd hervorgeht, er gibt
also die Haltung des Vorbildes wieder.

Er zeigt eine Rückenansicht, die im hellenistischen Sinn gebildet ist. Eine
schraubenförmig gewundene Linie durchzieht den Körper vom rechten Fuß zur
rechten Hand. Diese tordierte Bewegung im Körperaufbau läßt sich mehr oder
weniger stark auch bei den Reitern der drei anderen Sarkophage feststellen.

Wie wesentlich das Sich-Vorneigen des Reiters für diese Form ist, geht aus
dem Vergleich mit einer Amazone auf der ovalen Bronzeciste110 des Museo
Gregoriano hervor, die zwar in ähnlicher Weise nach rechts diagonal in den
Grund hineinreitet, sich aber nicht, am Hals ihres Pferdes vorbei nach vorn lehnt.
Ihr Körper erscheint daher nicht so eigentümlich aus dem Grund herausgedreht
wie der des Reiters auf den Sarkophagen. Die Ciste wurde spätestens im 3. Jahr-
hundert gearbeitet. Die Form des Reiters auf den Schlachtsarkophagen ist weiter
entwickelt als die der Amazone auf der Ciste. Sie dürfte im 2. Jahrhundert ent-
standen sein. Die gleiche Datierung des Vorbildes dieses Reiters wurde auch bei
der Untersuchung der anderen Aufbauelemente nahegelegt.

Der sich selbst tötende Anführer der Barbaren

Mit dem behandelten vorgeneigt kämpfenden Reiter gehört der niedersinkende
Barbar, den man auf den Sarkophagen A., D. und T. sieht, zu einer festen
Gruppe zusammen. Auch auf L. ist diese Gruppe nicht gesprengt, wenn sie auch
nicht in so ausgeprägter Form erscheint wie auf den drei anderen Sarkophagen.
Wohl nimmt dem Gallier eine Fülle einander überschneidender Figuren allen
Platj. Nur seine Beine sind noch sichtbar. Aber gerade daraus, daß er gleich-
wohl nicht fortgelassen wird, läßt sich erkennen, wie stark die Kraft ist, welche
die beiden Typen aneinander bindet. Allerdings trägt die Darstellung auf L.
nichts zur Kenntnis des Vorbildes bei, das auch den drei anderen zugrundeliegt.

Auf diesen ist das Motiv im großen und ganzen einheitlich. Einen wesentlichen
Zug haben allerdings nur T. und D. überliefert. Dort hält der Barbar am linken
Arm einen Schild, er kommt mit der linken Hand nicht auf den Boden, stützt sich
also nicht auf. Vielmehr ist die Situation so: nachdem der Gallier, der auf A.

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