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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0046
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Rücken, sondern auf seine Brust. Er beugt sich auch nicht vor, um senkrecht
nach unten zu stechen, sondern legt sich zurück und läßt die Lanze schräg nach
unten sausen. Das Pferd wirft den Kopf nicht zurück und ist auch nicht diagonal
zum Grund gestellt, wie das entsprechende auf den Sarkophagen.

Die Amazonengruppe aus Anzio ist im wesentlichen ebenso gebaut, wenn sie
auch in Einzelheiten umgebildet ist. B. Schweiber135 hat sie analysiert und ge-
zeigt, daß es sich um eine sinnlose Zusammenstoppelung handelt. Die Reiterin,
als Gegenstück zur Amazone Borghese136 gedacht, ist „der Typ der kraftlos zu-
sammensackenden Amazone", der auch auf dem Fries des Artemistempels von
Magnesia137 vorkommt. Der vor ihrem Pferd liegende Kämpfer, der sich mit der
Linken aufstützt und mit der Rechten bis über die Schulter ausholend das Schwert
schwingt, ist durch sein wildes Haupt- und Barthaar, durch seine Gesichts- und
Körperbildung als Barbar gekennzeichnet. Die Klitterung ist also noch deutlicher
als bei der Amazone Borghese. Denn hier sind die als Barbaren gedachten Geg-
ner, über die eine Amazone als Personifikation einer kleinasiatischen Stadt
triumphiert, doch als Griechen, wie die eigentlichen Gegner der Amazone ge-
bildet. Man erkennt das am Helm, am Haar und an den ruhigen Gesichtszügen.
Bei der Amazone aus Anzio stammt der Gegner aber aus einem anderen Zusam-
menhang: aus dem Typenschat5 der Barbarenschlachtdarstellungen. Er ist offen-
bar deshalb mit der Amazone zusammengefügt worden, weil er sich auf dem Vor-
bild mit einem Reiter in ähnlichem Motiv zusammen fand. Von diesem Reiter
könnte ein Nachklang in einer Bronzestatuette Riccios (S. 41 II b 8) erhalten sein,
die W.Bode 1926 leider ohne Angabe des Aufbewahrungsortes veröffentlicht hat.
Der Reiter hält nur den Arm anders, weil er keine Streitaxt, sondern eine Lanze
führt. Die übrigen Veränderungen, vor allem in der Beinhaltung des Gestürzten,
sind geringfügig. Die Übereinstimmung ist zu groß, als daß man an völlige
Unabhängigkeit denken könnte. Die Amazone aus Anzio ist erst 1932 ausgegra-
ben worden, kann also nicht als Vorbild gedient haben. Es muß vielmehr ein
gemeinsames Vorbild erschlossen werden, zumal bekannt ist, daß Riccio nach
antiken Vorbildern zu arbeiten pflegte. Ein solches ist in diesem Falle nicht mehr
aufzufinden. Der Reiter ist aber der gleiche Typus wie der auf der Urne in
Volterra (S. 41 IIb 6) und auf dem Kohlenbecken in München (S. 41 IIb 7).
Es scheint also dem Vorbild des Reiters von Riccio und den beiden anderen
Beispielen das gleiche Original zugrundezuliegen, während die Amazone in
Anzio (S. 41 II b 9) wenigstens den Barbaren aus der Gruppe hat, die auch Riccio
als Vorbild diente.

Auch der vor dem Pferd niedergestürzte Gegner ist formal in allen Fällen
ähnlich; inhaltlich ist er bei Riccio und entsprechend bei der Amazone abgewan-
delt. Das Schwert ist nicht mehr gegen die Brust gerichtet, sondern mit dem Arm
über die linke Schulter geführt. Der Niedergefallene tötet sich nicht selbst, son-
dern kämpft in dieser unglücklichen Haltung gegen den berittenen Feind.

Aufschluß über das Vorbild der in der Gruppe II b zusammengefaßten Bei-
spiele gibt die Urne in Volterra (S. 41 II b 6). Die Gruppe erscheint dort allein
und ohne irgendeine Andeutung von Landschaftselementen. Das ist für Urnen
einmalig. Sonst ist das Bild immer mit Figuren oder Bäumen und anderen
Landschaftselementen angefüllt. Hier scheint es sich um ein Vorbild anderer

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