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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0048

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Weise. Cichorius 251 (S. 41 III 12) zeigt den sich tötenden Barbaren von Römern
zu Fuß angegriffen. Bei Cichorius 386 (S. 41 III 11) reitet eine Kavalkade von
Römern gegen den im gleichen Motiv dargestellten Decebalus los. Vielleicht ist
es nicht zufällig, daß links von ihm ein Reiter erscheint, dessen Motiv dem Reiter
auf den Sarkophagen ähnlich ist. Auch er ist vom Rücken gesehen und beugt
sich vor, allerdings nicht um den Decebalus zu töten, sondern um ihn lebend zu
ergreifen. Hier könnte eine Reminiszenz an das Vorbild der Sarkophage vorliegen.

Treu ist die Gruppe dieses Vorbildes nur von den Sarkophagen selbst über-
liefert. Aus ihnen ließen sich (S. 34 ff. u. S. 40 ff.) zunächst Aufschlüsse über die
beiden Haupttypen der Gruppe gewinnen.

Der Gefallene

Jetjt muß noch auf eine Figur hingewiesen werden, die gegenüber den beiden
anderen von geringerer Bedeutung ist, nämlich auf den nackten, jugendlichen
Gallier, der unter dem Pferd des vorgeneigt kämpfenden Reiters mit abgestreck-
tem Arm rücklings hingestürzt am Boden liegt.

Auf D. sind wegen der Zerstörung nur noch die Beine und der Schildarm140
des Gefallenen zu sehen. Doch reichen diese Spuren zu einer sicheren Ergänzung
entsprechend dem Gefallenen auf T. aus. Der linke Arm mit dem Schild war
nahe am Kopf vorbei nach hinten geworfen. Der rechte lag in der Nähe des
Körpers. Von ihm ist keine Spur mehr erhalten. Der Körper war in der Hüfte
nach rechts gekrümmt. Die Beine des Gefallenen sind gebeugt, aber nicht an-
gezogen, so daß die beiden Unterschenkel in die gleiche Richtung nach rechts
weisen. Die entsprechende Figur auf T. ist in den allgemeinen Zügen ähnlich.
Der Hauptunterschied, aus dem sich die Verschiedenheiten im einzelnen ergeben,
beruht auf der Anordnung der Figur im Bilde. Auf D. liegt der Gefallene in
Aufsicht wie am Abhang eines steilen Hügels, so daß er vom Schildrand, der
mit dem unteren Abschluß des Reliefs zusammenfällt, bis zu den Knien mehr
als die halbe Höhe des Bildes einnimmt. Nicht so steil liegt der Gefallene auf
T.; er stößt zudem mit dem Kopf an den unteren Reliefrand, so daß er schon aus
diesem Grund um die Länge des Schildes weniger hoch emporragt als der andere.
Gleichwohl entsteht auch bei ihm der Eindruck, als ob der Unterkörper durch
einen hohen Gegenstand unterstütjt sei. So bietet sich der ganze Körper in Auf-
sicht dar. Er ist stärker überschnitten als der auf D. Die Knie sind nicht zu sehen.
Die Beine sind gebeugt, wie sich aus der Wade erschließen läßt, die hinter dem
sich selbst tötenden Gallier sichtbar wird. Es handelt sich also um zwei ver-
schiedene Wiedergaben desselben Typus. Beiden ist eine merkwürdige Aufsicht
gemeinsam, die aber nicht dem Typus der Vorlage eigen gewesen sein kann.
Es befindet sich an dieser Stelle keine Bodenerhebung141, die eine solche Dar-
stellung rechtfertigte. Der Grund für die Umbildung muß aber gleichwohl be-
reits bei der Vorlage gesucht werden, da sich die Arbeiter der beiden Sarkophage
unabhängig voneinander zu einer solchen veranlaßt sahen. Die Vorlage hat
offenbar der Reliefdarstellung Schwierigkeiten bereitet, aus denen sich die bei-
den Sarkophagarbeiter in der beschriebenen, verschiedenen Weise herausgeholfen
haben. Das Wahrscheinlichste ist, daß der Gefallene auf dem Vorbild schräg

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