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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0054

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über die anderen hinaus. Einmal zeigen sie, soweit sie die ursprüngliche Aus-
bildung beibehalten haben, den Reiter zu Tode getroffen ganz auf den Hals des
Pferdes niedergesunken. Zum anderen, und das ist das wesentlich Neue, stürzt
der Reiter schräg aus dem Bildgrund heraus nach vorn. Es ist also die Darstellung
der verkürzten Rückenansicht, die den Künstler des Vorbildes reizte. Diesen
Zug hat L. Curtius179 anläßlich seiner Untersuchung des Reliefs Scialoja dem
Späthellenismus zugewiesen. Auf anderem Wege sind wir zu demselben Ergeb-
nis gekommen, als wir das Vorbild der Mettius-Curtius-Darstellung im Hoch-
hellenismus vermuteten. Da der Reiter der Sarkophage darüber noch hinaus-
geht, wird seine Fassung im jüngeren Hellenismus entstanden sein. L. Curtius.
der besonders auf „die Kühnheit, mit der die Figur aus dem tieferen Bildgrund
heraussprengt", hinweist180, will daraus Schlüsse auf das späthellenistische Relief
überhaupt ziehen. Aber soviel scheint doch nach allem sicher, daß die Vorbilder
der Sarkophage nicht selbst Reliefs waren. Die Alternative ist Freiplastik oder
Malerei. Die kühne räumliche Entwicklung der Figuren entscheidet für diese.
Wegen des Galliertypus ist es wiederum die pergamenische.

Die Gesamtgruppe

Schwieriger ist die Bestimmung des Gruppenzusammenhanges, in dem sich
der Stürzende auf dem Vorbild befunden hat.

Der Sarkophag L. sagt darüber nichts aus. Dort erscheint der Reiter für sich.
Ein Gegner, der das Pferd und ihn zum Sturz gebracht hätte, ist nicht zu sehen.

Aufschluß gibt vor allem der Sarkophag D., obgleich auch hier die Zusammen-
hänge erst geklärt werden müssen. Über den Stürzenden hinweg setjt ein römi-
scher Reiter zum Sprung an, um einen im Hintergrund nach links fliehenden
berittenen Gallier zu verfolgen. Zuvor hat er offenbar den Stürzenden, über
den er jetjt im Sprung hinwegseht, erledigt. Seltsam ist nun, daß er sich, um
den vom Rücken gesehenen Gallier, der ihm mit überm Kopf erhobenen Schwert
entgegentritt, überhaupt nicht kümmert, vielmehr unbeirrt den fliehenden Reiter
verfolgt. Auch die Haltung dieses vom Rücken gesehenen Barbaren paßt nicht
zu einem Angriff des Römers. Er weicht den drohenden Hufen des Pferdes,
deren linker noch im Bruch auf seiner Flanke zu erkennen ist, nicht aus und deckt
sich nicht einmal mit dem Schild. Man ist zu dem Schluß gezwungen, an dieser
Stelle sei die originale Komposition der Gruppe gestört. Hier helfen die beiden
anderen Sarkophage weiter. Sowohl A. als auch T. überliefern den im Hinter-
grund nach links fliehenden Gallier. Während aber der römische Reiter, der ihn
verfolgt, auf A. fehlt, ist von T. ein Fragment181 gefunden worden, das den
rechten gebeugten Arm und ein Stück von dem nach rechts flatternden Mäntelchen
des Römers zeigt. Es ist im Thermenmuseum beim Sarkophag T. an der dem
Sarkophag D. entsprechenden Stelle angebracht worden. Der gleiche Reiter, der
demnach ebenfalls dem Vorbild eigen war, muß auch auf T. den hier allerdings
rücklings Stürzenden vom zusammenbrechenden Pferd gestoßen haben, um so-
dann den fliehenden Gallier zu verfolgen. Es war also hier bis auf den vom
Rücken gesehenen Gallier derselbe Gruppenzusammenhang dargestellt wie auf
D. Auf A. erscheint der Überrest des Stürzenden, das zusammenbrechende Pferd,

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