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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0061

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sentlich in der gleichen Behandlungsweise des Raumes auf späten Denkmälern der
römischen Kaiserzeit begegnet (S. 106 II A a 33 ff.). Auf der anderen Seite kommt
es immer wieder dahin, daß das gewandelte Kunstempfinden das Schema um-
formt, ohne es in seinen Grundmerkmalen zu verändern. Die Behandlung dieser
Umprägung soll noch zurückgestellt werden, bis auch jene Ausbildungen der
Überwältigungsgruppe betrachtet worden sind, die grundsätdich von der Haupt-
ausbildung abweichen. Offen bleiben muß dabei, ob man sie als Varianten
betrachten darf, die sich aus dieser entwickelt haben, oder ob die Fäden weiter
hinauf reichen.

Die klassische Nebenausbildung

Die Darstellung auf einer bauchigen Lekythos des Eretriamalers in New York
(S. 107 II B 1) aus dem Jahrzehnt 430—20 beweist, daß schon in der gleichen Zeit
wie die Hauptform eine Nebenform205 entstand, die zwar in der räumlichen Be-
handlung kaum verschieden, doch von der anderen aus Gründen der Komposition
zu trennen ist. Der Sieger stemmt dem Unterlegenen, den er an den Haaren
gepackt hält, ein Knie in die Hüfte und zwingt ihn so zu Boden. Sein Standbein
steht gleich neben dem ausgestreckten Bein des Niedergebrochenen, so daß das
Gleichgewicht dieser Gruppe eigentümlich labil ist gegenüber der Ausgewogen-
heit und Standfestigkeit der Überwältigungsgruppe in der Hauptausbildung. Da
der Typus in mehreren voneinander unabhängigen, aber erstaunlich verwandten
Wiederholungen überliefert ist, darf man auf ein gemeinsames Vorbild schließen,
das nach Ausweis der Lekythos in New York (S. 107 II B 1) vor 425 entstanden
sein muß, doch wird es auch nicht vor den 30er Jahren liegen, wie ein Vergleich
mit den Parthenonostmetopen (S. 105 f. II A a 1-6) lehrt.

Die Ausbildung des frühen 4. Jahrhunderts

Bei den bisher betrachteten Ausbildungen werden Überschneidungen vermie-
den, oder mindestens nicht in der Absicht, räumliche Wirkungen zu erzielen,
gesucht und verwendet.

Das ist anders bei einer Form200, die in vollkommener Ausbildung zuerst auf
korinthischen Klappspiegeln (S. 108IIIAb7ff.) begegnet. Durch Staffelung wer-
den die Figuren der Gruppe in zwei voreinander liegende Bildschichten verseht,
die sich zum Bildgrund parallel verhalten. Es kommt aber ein diagonaler Tiefen-
bezug in den Gruppenaufbau, der dem 5. Jahrhundert fremd ist. Wohl hat auch
diese Ausbildung ebenso wie die klassische ihre Vorstufen(S. 108 III A a 1-6), die
bis ins 5. Jahrhundert hinaufreichen. Dabei bleiben die beiden Figuren aber in
derselben Bildschicht. So ist noch die Athenagruppe (S. 108III Aa5) auf der meli-
schen Gigantenamphora in ihrem Verhältnis zum Raum gebaut. Auf den um
375 entstandenen Spiegeln (S. 108 III Aa 7 ff.) ist dann die Form vollendet. Sie ist
also im 1. Viertel des 4. Jahrhunderts entstanden. Sie kann die beiden Figuren
parallel, konvergierend oder divergierend darstellen. Am häufigsten begegnet
die lefjte Art, die zugleich die lebendigste ist. Sie scheint dem Archetypus eigen
gewesen zu sein.

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