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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0062

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Die Ausbildung des späteren 4. Jahrhunderts

Einen Zweig der Überlieferung hat Bielefeld'07 nach der Phase des schon ent-
schiedenen Kampfes zusammengefaßt. Der Angreifer ist von hinten an den Nie-
dergebrochenen herangetreten und hat ihm das Schwert von oben zwischen
Schlüsselbein und Hals in den Leib gestoßen. Aus diesem Motiv, das auch bei
Raubdarstellungen208 und bei der Venusgeburt auf dem Silbermedaillon im
Louvre (S. 109 III Ba 8) verwendet wird, hat sich in spätklassischer Zeit eine
Form209 gebildet, die in der Erfassung des Raumes sowohl über ihre Vorstufen
als auch die früheren Ausbildungen der Überwältigungsgruppe hinausgeht. Bei
den Vorstufen lief die Bewegung parallel zur Fläche. So ist es selbst noch auf der
Nordseite des Alexandersarkophages (S. 109lIIBalO). In seinem Nordgiebel da-
gegen (S. 109 III Bb 11) ist ein Überwältigungskampf in der neuen Form darge-
stellt, in der die Bewegung aus dem Bildgrund herausläuft. Was F. Mat}210 an der
entsprechenden Stelle zu der neuen Prägung der von vorne gesehenen Sitjfigur im
späten 4. Jahrhundert gesagt hat, ist auch auf die Überwältigungsgruppe an-
wendbar: ..An die Stelle der geschichteten Bezüge, die noch im frühen 4. Jahr-
hundert maßgebend waren, ist die Beschränkung auf zwei Pläne getreten, die
hinten und vorne den Formenkomplex einfangen und zwischen denen das übrige
mit großer Freiheit sich entwickelt".

Eine grundsätjlich verschiedene Ausbildung des Schemas stellt demgegenüber
nur noch die Amazonengruppe Redlich Ai dar211, in der ein Grieche von rechts
vorn an eine niedergebrochene Amazone herangetreten ist und dem Beschauer
den Rücken zuwendet. Das Schema dürfte wegen des diagonalen Aufbaus helle-
nistisch sein und nicht klassisch, wie Redlich annimmt.

Die Überwältigungsgruppe auf den Sarkophagen

und ihre Entwicklung aus der klassischen Hauptausbildung

Wie verhält sich nun die Gruppe, wie sie auf den Sarkophagen begegnet, zu
den betrachteten Ausbildungen?

Die beiden Figuren, durch eine Armlänge voneinander getrennt, sind mit
geringfügiger Überschneidung der Beine nebeneinander angeordnet, so daß die
Gruppe ihrem Umriß nach zur klassischen Hauptausbildung gehört. Die übrigen
Varianten kann man also bei ihrer Beurteilung übergehen.

Auf welche Seite unter den viele Jahrhunderte hindurch immer wiederkeh-
renden Beispielen der Hauptausbildung aber gehört die Gruppe der Sarkophage?
Überliefert sie das erstarrte klassische Schema oder eine lebendige Umprägung
späterer Zeit? Auf den ersten Blick scheint sich die Gruppe, wie sie die Sarko-
phage bieten, kaum von der klassischen Form zu unterscheiden. Ebenso wie dort
sind die Figuren weitgehend bildparallel. Nun ist aber daran zu erinnern, daß
diese Sarkophage die räumlichen Formen ihrer Vorbilder in klassizistischer
Weise in die Fläche zu rücken pflegen. Vielleicht auch hier? In der Tat paßt ein
Zug nicht zu der klassizistischen Flächengebundenheit. Auf den Sarkophagen
T. und D. stellt der siegreiche Römer (vgl. o. S. 56) das dem Beschauer nähere
Bein vor das andere, wodurch der Körper einen klaren Tiefenbezug und eine

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