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Andreae, Bernard
Motivgeschichtliche Untersuchungen zu den römischen Schlachtsarkophagen — Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.14579#0064

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det sich der Sieger nach rechts, der Unterlegene nach links; die Horizontalachsen
der beiden Figuren haben keine parallele Bindung aneinander. Überdies aber
wird die Gruppe noch wesentlich durch das Motiv des vorgesehen vorderen Bei-
nes verändert. Sie geht damit über das hochhellenistische Beispiel hinaus und gibt
sich als jüngerhellenistisch zu erkennen.

Das Pentheusgemälde der Casa dei Vettii

Die Entwicklungsgeschichte der Überwältigungsgruppe bis zu den Schlachtsar-
kophagen scheint nun weitgehend geklärt zu sein. Es fällt aber von hier aus neues
Licht auf ein in der archäologischen Diskussion lange umstrittenes Denkmal, das
auf der einen Seite mit der Dorisgruppe und auf der anderen mit der Gruppe
der Sarkophage nahe verwandt ist, so daß von ihm aus auch deren Einordnung
eine weitere Stützung erfahren könnte.

Die Mittelgruppe des Pentheusgemäldes in der Casa dei Vettii in Pompeji213
hat mit dem hochhellenistischen Werk die räumliche Entwicklung, mit dem „jün-
gerhellenistischen" das Motiv des übergesetzten vorderen Beines und die Achsen-
verschiebung bei der angreifenden Figur gemeinsam. Dieses Gemälde gilt trofj
des Einwandes von Rodenwaldt214, der hinter ihm ein pergamenisches Original
annahm, seit der grundlegenden Behandlung durch Talfourd Ely215 als Kopie
nach dem von Pausanias erwähnten, in die Wende des 5. zum 4. Jahrhundert
gehörigen Pentheusgemälde im Dionysostempel von Athen, v. Salis210 und in
seinem Gefolge Watjinger217, Pfuhl218, Bielefeld219, Lippold220, Schefold221 u. a.
haben sich um die Bestätigung dieser Annahme bemüht.

L. Curtius222, der die „zwar ebenso im Grundgedanken einfache wie in der
Durchführung kompliziert-grandiose proportionale Gliederung der Komposition,
die in dem pompejanischen Bilde nahezu fehlerlos erhalten ist", zuerst erkannt
hat, entscheidet sich 1938223 wieder für seine schon 1929224 ausgesprochene Datie-
rung um 320, während er noch 1932225 das Werk ins 2. Jahrhundert hatte setzen
wollen.

Rumpf226 schließlich hält das Gemälde für eine Zusammenstoppelung hete-
rogener Motive durch einen routinierten campanischen Wandmaler, und auch
Kraiker227 sieht in ihm eine Schöpfung des späten, wohl römischen Klassizismus.

Zu einer befriedigenden Lösung des Problems konnte man aber nicht gelangen,
weil man den allein erfolgreichen, von Schweiber228 aufgewiesenen Weg noch
nicht beschritten hat. Schweiber erklärt: „Die Aufgabe scheint mir zu sein, die
Überlieferung des bildlichen Vorwurfs zu erhellen", und er glaubt, „vor dem
römischen Wandmaler in der gewiß langen bildlichen Tradition der Kompo-
sition eine Fassung des jüngeren Hellenismus deutlich zu erkennen, von der jener
unmittelbar abhängig ist". Das können wir mit Hilfe der oben S. 61 aufgestell-
ten Entwicklungsreihe der Überwältigungsgruppe nur bestätigen.

Um die Fassung der Pentheusgruppe einordnen zu können, bedarf es einer ein-
gehenden Beschreibung ihrer räumlichen Verhältnisse: Der Körper des Pentheus
ist ähnlich wie der des Dorisgegners am Pergamonaltar (S. 106 II A a 28) schräg
zum Grunde gestellt. Auf der linken Seite sieht man die Rückenlinie, und vom
linken Körperrand ist die Entfernung der durch Brustbein und Nabel bezeich-

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